Karstadt-Warenhäuser Arcandor will Abspaltung
21.09.2008, 14:01 UhrDer in Schwierigkeiten geratene Handels- und Touristikkonzern Arcandor erwägt eine Abspaltung seiner renditeschwachen Karstadt-Warenhäuser. Nach dem Scheitern der Gespräche mit der britischen Warenhauskette Debenhams lote er entsprechende Möglichkeiten aus, sagte Vorstandschef Thomas Middelhoff dem "Tagesspiegel".
"Wir müssen uns internationalisieren, und ein Weg wäre, unser Warenhausgeschäft anderswo einzubringen", so Middelhoff. Er bekräftigte, bis zum kommenden Jahr bei Arcandor bleiben zu wollen. Danach werde er wieder auf dem Gebiet der Beteiligungsgesellschaften arbeiten.
Middelhoff sagte, die Gespräche mit Debenhams über eine Kooperation mit Karstadt seien "sehr weit gediehen" gewesen. Zu den Gründen des Scheiterns wollte er sich nicht äußern. Arcandor bemüht sich immer noch um wichtige Darlehen für das Warenhausgeschäft - eigentlich sollten die Gespräche schon beendet sein. "Wir haben in dieser Woche eine weitere Verhandlungsrunde."
Die Gespräche sind für Arcandor von großer Bedeutung, da der Kreditversicherer Euler Hermes dem Konzern zufolge die Absicherung für Warenlieferungen eingegrenzt hatte. Spekulationen über eine Kapitalerhöhung wies er erneut zurück. "Karstadt trägt 20 Prozent zu unserem Umsatz bei, mehr nicht. Wir lösen unsere Probleme aus eigener Kraft", meinte Middelhoff.
Kein Sanierungsbedarf bei Thomas Cook
Arcandor steckt seit Jahren in der Sanierung und hat eine Reihe von Aktivitäten abgegeben, darunter einen Teil der Karstadt-Filialen. Die verbliebenen Karstadt-Häuser ließen sich "nachhaltig weiterführen" und erreichten zum Teil sogar die internen Renditeziele, sagte Middelhoff der Zeitung. Das Weihnachtsgeschäft werde "über Vorjahr und über Plan" liegen, positiv sei auch die bessere Kostenstruktur in diesem Jahr. "Üppig wird es nicht, aber Weihnachten fällt nicht aus."
In seinem in London börsennotierten Touristikarm Thomas Cook habe sich Arcandor für die Folgen der Finanzkrise gewappnet. "Wir haben uns darauf vorbereitet. Aber in unseren Zahlen sehen wir nichts davon, nicht einen Hauch von Krise." Bei Thomas Cook gebe es keinen Sanierungsbedarf.
Zum geplanten Verkauf der Fluglinie Condor gab er nichts Neues preis: "Jeder spricht mit jedem, und jeder spricht öffentlich darüber." Das ursprünglich geplante Zusammengehen mit Air Berlin sei endgültig vom Tisch. "So schön diese Transaktion gewesen wäre, sie geht so nicht. Mit Air Berlin wird das nichts."
Quelle: ntv.de