Aerolneas verstaatlicht Argentinien zieht Reißleine
04.09.2008, 07:17 UhrDas argentinische Parlament hat die Wiederverstaatlichung der vor 18 Jahren privatisierten nationalen Fluglinie Aerolneas Argentinas gebilligt. Nach dem Abgeordnetenhaus stimmte am Mittwoch auch der Senat für einen entsprechenden Gesetzentwurf. Die Entscheidung erstreckt sich auch auf das regionale Luftfahrtunternehmen Austral.
Aerolineas befindet sich seit Jahren in der Krise und konnte nur durch staatliche Hilfen vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Verspätungen sind an der Tagesordnung und viele Reisende versuchen inzwischen, die Fluglinien zu meiden.
Das Abgeordnetenhaus hatte jedoch erhebliche Änderungen bei der Abwicklung des Rückkaufs vorgenommen, die vom Senat nun bestätigt wurden. So muss der mit den bisherigen Eigentümern, der spanischen Gruppe Marsans, noch auszuhandelnde Kaufpreis vom Parlament gebilligt werden. Zudem fügten die Parlamentarier ein Verbot einer möglichen erneuten Privatisierung ein. Auch gab es heftigen Widerstand gegen eine mögliche Übernahme der Schulden von Aerolineas in Höhe von 890 Mio. US-Dollar (613 Mio. Euro) durch den Staat.
Dies hatte die Regierung mit Marsans aber grundsätzlich schon in einer Mitte Juli unterzeichneten Vereinbarung zugestanden. Marsans hielt bisher 94,91 Prozent der Aktien an Aerolneas Argentinas und 97 Prozent der Aktin an Austral. Gegen eine mögliche Enteignung, wie sie von verschiedener Seite in Argentinien gefordert wird, werde sich das Unternehmen mit allen Mitteln zur Wehr setzen, warnte Marsans.
Die beiden Luftlinien kontrollieren 80 Prozent des argentinischen Inlandsmarktes. Allerdings befinden sich etwa 50 Prozent der Maschinen wegen fehlender Ersatzteile zurzeit dauerhaft am Boden. Die Luftlinie war 1950 gegründet worden und blieb bis 1990 in Staatseigentum. Der damalige Präsident Carlos Menem verkaufte das Unternehmen dann an die spanische Fluglinie Iberia. Viele Argentinier werfen den Spaniern vor, die Fluglinie ruiniert zu haben.
Quelle: ntv.de