Meldungen

Spekulanten gestoppt Aufseher greifen ein

Angesichts der riesigen Kursverluste an den internationalen Finanzmärkten greifen die Börsenaufseher in den USA, Großbritannien, der Schweiz und anderen Ländern zu harten Maßnahmen. Sie wollen eine bestimmte Form von Spekulationen auf fallende Kurse untersagen. "Die Notverordnung, die Leerverkäufe von Finanzwerten verbietet, ist vorläufig und wird das Gleichgewicht an den Märkten wiederherstellen", erklärte SEC-Chef Christopher Cox. In Deutschland sieht die Regierung keinen Anlass für Handelsbeschränkungen.

"Dieser Schritt, der in einem gut funktionierenden Markt nicht nötig wäre, ist vorübergehend und Teil der umfassenden Maßnahmen, die die Fed, das Finanzministerium und der Kongress einleiten", erklärte Cox. Die US-Börsenaufsicht SEC untersagt ab sofort bis zum 2. Oktober sämtliche Leerverkäufe von Finanztiteln.

Nackter Leerverkauf

Schon am Mittwoch hatte die SEC den Missbrauch mit ungedeckten Leerverkäufen ("naked short selling") unter Strafe gestellt. Danach mussten Verkäufer am Abwicklungstermin die verkauften Aktien tatsächlich liefern. Beim sogenannten "short selling" trennt sich ein Verkäufer von Aktien, die er nicht besitzt. Bei gedeckten Leerverkäufen leiht er sich die Aktien und kauft sie zu einem späteren Zeitpunkt billiger zurück, um sie dem Verleiher zurückzugeben. Bei ungedeckten Leerverkäufen verkauft er die Aktien, ohne sie sich vorher zu leihen. Noch vor der Abwicklung des Leerverkaufs deckt er sich mit den Aktien billiger ein. Diese Art von Geschäften kann den Kursverfall einer Aktie massiv beschleunigen.

Am Freitag stoppte die SEC nun Leerverkäufe bei den Aktien von 799 Finanzinstituten. Bei Bedarf könnte dieses generelle Verbot um zehn Tage verlängert werden, fügte die Securities and Exchange Commission (SEC) hinzu. Insgesamt kann es aber nicht länger als 30 Kalendertage gelten. Im Juli hatte die SEC Leerverkäufe für die Aktien von 19 Finanzwerten, darunter die Deutsche Bank und die Allianz, eingeschränkt. Institutionelle Fondsmanager müssen ab jetzt neue Leerpositionen melden. Umfangreiche Spekulationen auf steigende Kurse ("long positions") müssen ebenfalls veröffentlicht werden.

Alarmierte Aufseher

Auch die Finanzaufseher in Großbritannien, Irland, der Schweiz und Australien verschärften die Regeln für den Börsenhandel. In London wurden Leerverkäufe von 29 Finanzwerten für vier Monate untersagt. Dies trug am Freitag mit dazu bei, dass die britischen Bankenwerte bis zu 40 Prozent zulegten.

Die Schweizer Bankenaufsicht EBK wies darauf hin, dass an der Schweizer Börse Leerverkäufe ohne Deckung verboten sind. Die Schweizer versuchten auch, die Wurzel des Problems zu erfassen, und erklärten die Verbreitung von irreführenden Gerüchten und das Streuen von wahrheitswidrigen Informationen in "keiner Form" zu tolerieren.

In Deutschland verboten

In Deutschland und Schweden sehen die Behörden dagegen keinen Anlass für ähnliche Aktionen. Bei dem Verbot gehe es wohl ohnehin um spezielle Formen von Leerverkäufen, die in Deutschland so nicht zulässig wären, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Freitag in Berlin.

Hintergrund der Maßnahmen sind die Kurseinbrüche bei einer Reihe von US-Banken. Nach Einschätzung betroffener Banker sowie von Marktteilnehmern haben gezielte Gerüchte und Leerverkäufe zum Untergang der US-Investmentbank Bear Stearns beigetragen, die Anfang des Jahres von JPMorgan übernommen wurde. In den vergangenen Wochen spitzten sich die Kursverluste bei den US-Investmentbanken wieder zu.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen