Meldungen

"Spiegel" soll moderner werden Aust muss gehen

Die Ära von Stefan Aust als Chefredakteur des "Spiegel" neigt sich dem Ende zu. Die Gesellschafter des Nachrichtenmagazins beschlossen auf Initiative der Mitarbeiter KG einvernehmlich, den Vertrag mit Aust nicht zu verlängern. Dieser endet damit am 31. Dezember 2008. Über eine Nachfolge werde zu gegebener Zeit informiert, hieß es aus dem Verlagshaus an der Hamburger Brandstwiete.

"Wir sind der Meinung, dass der 'Spiegel' einen Modernisierungsschub braucht", sagte der Geschäftsführer der Mitarbeiter KG, Armin Mahler. "Wir wollen mehr junge Leute an das Blatt binden. Dazu braucht es eine frische, neue Kraft." Mahler zeigte sich sicher, dass es im Verlag einen breiten Konsens für die Entscheidung gibt. Austs Vertrag hätte für weitere zwei Jahre verlängert werden können. Im Januar hatte er betont, er würde gern weitermachen.

Die Mitarbeiter halten 50,5 Prozent am Spiegel-Verlag. Gruner+Jahr - eine 75-Prozent-Tochter des Medienkonzerns Bertelsmann - ist am Spiegel-Verlag mit 25,5 Prozent beteiligt. Weitere Anteilseigner sind die Erben des Gründers Rudolf Augstein. Unlängst hatte sich die Mitarbeiter KG gegen Pläne zur Übernahme eines Anteils von 50 Prozent an der "Financial Times Deutschland" gewandt, die dem britischen Anteilseigner Pearson gehört. Die andere Hälfte hält Gruner+Jahr.

Probleme bereits bei der Berufung

Der 61-jährige Aust leitet seit fast 13 Jahren das Nachrichtenmagazin. Er war in seiner Position nicht unumstritten. Schon seine Berufung zum Chefredakteur hatte in der Redaktion Widerstand ausgelöst. Herausgeber Rudolf Augstein (1923-2002) setzte ihn am 16. Dezember 1994 aber durch. "Spiegel"-Gesellschafter und Augstein-Sohn Jakob sagte über ihn: "Stefan Aust ist ein hervorragender Chefredakteur. Er hat es fertiggebracht, den 'Spiegel' von den Verlusten, die alle anderen in den letzten Jahren erlitten haben, weitgehend freizuhalten." In der Medienkrise verzeichneten viele Verlage Anzeigen- und Auflagenverluste. Das Magazin verkauft mehr als eine Million Exemplare wöchentlich.

"Viele hätten mir nicht zehn Jahre, sondern maximal zehn Monate gegeben, oder hätten die Befürchtung gehabt, dass, bliebe ich länger, der 'Spiegel' nicht mehr das größte Nachrichtenmagazin ist", sagte Aust selbst zu seinem zehnten Jubiläum. Mit "Spiegel TV" machte sich Aust auch vor der Kamera einen Namen. Im Sommer 2007 wurde er Herausgeber von "Spiegel TV".

Seine berufliche Karriere hatte 1966 als Redakteur bei der Zeitschrift "Konkret" und bei den "St. Pauli-Nachrichten" begonnen. Dann arbeitete er für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) und dessen Politmagazin "Panorama". Mit der Dokumentation "Der Baader-Meinhof- Komplex" (1985) machte Aust ebenso auf sich aufmerksam wie mit seinem Buch "Mauss - Ein deutscher Agent" (1988). Terrorismus, die Geschichte des Dritten Reichs, die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und das Stasi-System sind seine Themen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen