Feindliche Übernahme geplatzt BHP lässt von Rio Tinto ab
25.11.2008, 19:08 UhrEine der größten feindlichen Übernahmen aller Zeiten ist der Weltwirtschaftskrise zum Opfer gefallen. Der australisch-britische Rohstoffgigant BHP Billiton zog am Dienstag sein milliardenschweres Angebot für den Konkurrenten Rio Tinto zurück. Die weltgrößte Minengesellschaft wollte den Konkurrenten für ursprünglich 147 Mrd. US-Dollar (114 Mrd. Euro) übernehmen. Im Falle einer Fusion der beiden australisch-britischen Konkurrenten wäre der weltgrößte Rohstoffkonzern entstanden.
Neben der Finanzkrise nannte BHP Billiton in Sydney auch die fallenden Rohstoffpreise als Grund für das Ende der Übernahmeschlacht. Das Volumen des BHP-Billiton-Angebots, das mit Aktien bezahlt werden sollte, lag wegen des fallenden Werts der BHP- Papiere zuletzt noch bei 68 Mrd. US-Dollar.
Am Dienstag kündigte das Unternehmen außerdem Abschreibungen in Höhe von 450 Mio. Dollar an. Das vergangene Geschäftsjahr, das Ende Juni ablief, hatte BHP Billiton noch mit einem Überschuss von 15,4 Mrd. US-Dollar (plus 12,4 Prozent) abgeschlossen. Zu den Geschäftsfeldern von BHP Billiton zählen Aluminium, Kupfer und Nickel sowie Erdölprodukte. Rio Tinto ist auf Aluminium, Bauxit sowie Kupfer, Diamanten, Kohle, Uran und Gold spezialisiert.
Australiens Wettbewerbshüter hatten bereits grünes Licht für die Elefantenhochzeit in der Rohstoffbranche gegeben. Nach Angaben von BHP Billiton hätte sich der Konzern bei einer Übernahme von Rio Tinto aber nach Forderungen der EU-Kommission von einigen Unternehmensteilen trennen müsse. Europäische Industrievertreter begrüßten die Rücknahme des Übernahmeangebots.
"Wir sind erleichtert, da der Zusammenschluss den Wettbewerb auf dem Rohstoffmarkt eingeschränkt hätte, besonders bei Eisenerz, und beträchtliche Auswirkungen auf unsere Industrie gehabt hätte", sagte der Generalsekretär des Dachverbands Orgalime, Adrian Harris, in Brüssel. Orgalime vertritt Unternehmen aus dem Maschinenbau, der Metallverarbeitung sowie der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.
Analysten zeigten sich überrascht von der Entscheidung der Australier. "Es hat überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür gegeben", sagte Tim Barker von BT Financial Group. "Die Entscheidung lässt darauf schließen, dass sich der BHP-Vorstand die Marktbedingungen genau angeschaut hat und bemerkt hat, dass die Lage wegen der wirtschaftlichen Abkühlung nicht mehr dieselbe ist wie noch zuvor."
Quelle: ntv.de