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Warten auf bessere Zeiten Bahn-Börsengang später

Der Börsengang der Bahn wird wegen der Finanzmarktkrise verschoben. "Wir werden das Vermögen des Bundes nicht zur Unzeit an den Kapitalmarkt bringen", erklärte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Der Börsengang an sich stehe aber nicht in Frage. Der Finanzvorstand der Bahn, Diethelm Sack, versicherte, die Bahn bleibe "kurzfristig handlungsfähig". Einem Pressebericht zufolge soll die Teilprivatisierung nun frühestens im Februar 2009 erfolgen. Ursprünglich wollte die Deutsche Bahn 24,9 Prozent ihrer Tochter Mobility Logistics am 27. Oktober an die Börse bringen.

Bundesfinanzministerium und Deutsche Bahn hätten angesichts der "extremen Unsicherheiten" an den Finanzmärkten und zur Wahrung eines fairen Preises entschieden, den Börsengang bei einem besseren Marktumfeld vorzunehmen, teilten beide in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Steinbrück kündigte an, die Vorbereitungen würden konsequent und zielstrebig fortgeführt: "Sobald das Marktumfeld einen erfolgreichen Börsengang möglich macht, sind wir startklar. Die Weichen sind gestellt."

Bahn-Chef Hartmut Mehdorn verwies zur Begründung ebenfalls auf die "extrem hohe Volatilität und Verunsicherung an den weltweiten Kapitalmärkten". Deshalb habe sich die Bahn "gemeinsam mit unserem Eigner, dem Bund, entschlossen, den Zeitplan anzupassen". Bislang habe die Bahn eine "überaus positive Resonanz" der Investoren erhalten. Finanzvorstand Sack ergänzte, die Bahn werde den Dialog mit potenziellen Investoren in der Zwischenzeit fortsetzen.

Tiefensee: "Verschleudern der Aktien unter Wert"

Laut Berliner "Tagesspiegel" soll die Bahn nun frühestens ab Februar an die Börse gebracht werden. Dem Bericht zufolge rief Steinbrück am Donnerstagvormittag Mehdorn an und unterrichtete ihn, dass der ursprüngliche Termin für das Privatisierungsvorhaben nicht mehr zu halten sei. Ein neuer Anlauf komme angesichts der Finanzmarkt-Turbulenzen aus Sicht der Bundesregierung frühestens ab Februar in Betracht, habe Steinbrück gesagt. Auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte, die Teilprivatisierung der Bahn sei kein Selbstzweck. Ein "Verschleudern der Aktien unter Wert" werde es nicht geben. Deshalb sei die Verschiebung des Börsengangs "unumgänglich".

Der Verkehrsexperte der Grünen, Winfried Hermann, begrüßte die Verschiebung: Es wäre "geradezu abenteuerlich" wenn in der jetzigen Krise der Börsengang fortgesetzt wird, als wäre nicht geschehen", sagte Hermann. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) plädierte dafür, mit dem Börsengang bis zum Frühjahr zu warten. Dann werde es wegen des Wahljahres zwar politisch schwieriger, aber die Verfassung der Märkte dürfte deutlich besser sein, erklärte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagfraktion, Horst Friedrich, forderte, es müsse bei den geplanten Verkaufserlösen von fünf bis acht Mrd. Euro bleiben.

Angesichts der Finanzmarktkrise war die Teilprivatisierung bereits von vielen Seiten in Frage gestellt worden. In einem am Mittwoch veröffentlichten Beschluss hatten sich die Länder-Verkehrsminister für eine Verschiebung der Teilprivatisierung ausgesprochen, falls sich aus den abschließenden Bewertungsverfahren und vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise "ein unangemessen niedriger Erlös im Falle eines Börsengangs abzeichnen sollte". Steinbrück hatte den angepeilten Termin bereits Anfang der Woche in Frage gestellt. Am Mittwoch hatte auch das Mainzer Solarunternehmen Schott Solar seinen Börsengang auf unbestimmte Zeit abgesagt.

Quelle: ntv.de

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