Börsengang im November? Bahn-Tochter prescht vor
26.05.2008, 17:16 UhrDie Deutsche Bahn soll mit ihrer Transporttochter DB Mobility Logistics (DB ML) ab November auf dem Kurszettel der Börse stehen. Die Entscheidung über den Zeitpunkt für den Börsengang sei inzwischen gefallen, hieß es am Montag aus dem Umkreis des Bahn-Aufsichtsrates. Als Zeitpunkt für die Erstnotiz des Papiers habe der Konzern den 5. November ins Auge gefasst. Auch über die Banken, die den Börsengang begleiten sollen, werde noch Anfang dieser Woche entschieden, hieß es.
Mitte Mai hatte der Aufsichtsrat der Deutsche Bahn die Voraussetzungen für die Teilprivatisierung geschaffen, über die innerhalb und außerhalb der Bundesregierung über Monate gestritten worden war. Letztlich einigte man sich darauf, den Fracht- und Personenverkehr des Unternehmens in der neuen Tochter DB ML zu bündeln und einen Anteil von 24,9 Prozent daran an die Börse zu bringen. Schienennetz und Bahnhöfe bleiben komplett in Besitz des Dachkonzerns Deutsche Bahn, der wiederum weiterhin vollständig in Bundesbesitz bleiben wird.
Abschied von der Volksaktie
Ein Großteil des zum Verkauf stehenden Anteils dürfte an institutionelle Investoren gehen. Das hatten im Vorfeld bereits führende Bahn-Vertreter wie auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück angedeutet. Eine Volksaktie, von der zwischenzeitlich die Rede gewesen war, werde die Aktie der Bahn-Tochter sicher nicht werden. Vielmehr eigne sich das Papier eher für Investoren, die weniger an einer kurzfristig hohen Rendite als an einem beständigen Engagement in einem Wachstumsmarkt interessiert seien, hieß es. Interessenten unter institutionellen Anlegern soll es schon etliche geben.
Geführt werden soll die neue Bahn-Tochter zunächst in Personalunion vom Chef des Mutterkonzerns, Hartmut Mehdorn. Allerdings soll der Spitzenmanager dieses Amt Ende nächsten Jahres und damit nach dem Börsengang abgeben. Mehdorn soll danach an die Spitze des Aufsichtsrates der DB ML wechseln.
Abfahrt Peking-Hamburg
Bereits in diesem Jahr sollen regelmäßig Güterzüge zwischen Deutschland und China fahren. "Schätzungsweise in drei Monaten beginnen wir damit, den Regelbetrieb aufzunehmen", sagte Manfred Michel von der Betreibergesellschaft China United International Railway Container Transport (CUIRC) der Zeitung "Die Welt". Die Züge sollen zwei bis drei Mal pro Woche starten und die rund 10.000 Kilometer lange Strecke in 15 Tagen schaffen. So schnell war auch der Container-Testzug gewesen, den die Bahn Anfang Januar auf die Reise von Peking nach Hamburg geschickt hatte.
Per Luftfracht sind Güter zwischen China und Deutschland ein bis drei Tage unterwegs, per Schiff im Schnitt 35 Tage. Die Frachtzüge von China nach Deutschland könnten keine Konkurrenz zum Seetransport sein, sagte Bahn-Logistikvorstand Norbert Bensel der Zeitung. Aber bei eiligen Gütern mache der Weg über die Schiene durchaus Sinn, fügte er hinzu. Nachfrage gebe es "von allen großen Reedereien". Derzeit arbeite die Bahn daran, "realistische Frachtraten auszurechnen". Das Unternehmen rechnet mit einem Jahresumsatz von zehn bis 20 Mio. Euro.
Transfer in 15 Tagen
Zentraler Umschlagpunkt für die Güterzüge zwischen Deutschland und China soll das Bahn-Terminal in Berlin-Großbeeren werden. Für die Fahrten ist die Zusammenarbeit von insgesamt sechs Eisenbahnen nötig - der Güterzug fährt von Deutschland über Polen, Weißrussland, Russland und die Mongolei nach China. Mit der russischen Staatsbahn RSD arbeitet die Deutsche Bahn bereits in mehreren Gemeinschaftsprojekten zusammen. Die RSD ist auch an einem Einstieg bei der Deutschen Bahn interessiert, wenn wie geplant 24,9 Prozent des Staatsunternehmens privatisiert werden.
Quelle: ntv.de