Lokführer lehnen Angebot ab Bahn nähert sich Streik
25.09.2007, 16:09 UhrDie Lokführergewerkschaft GDL hat das neue Angebot der Bahn im Tarifstreit abgelehnt und mit neuen Streiks gedroht. "Mit dem heutigen Angebot verabschiedet sich die Deutsche Bahn gänzlich von dem, was sie im Moderatorenverfahren vereinbart hat", sagte GDL-Chef Manfred Schell. Das Angebot sei eine Provokation, da es weder einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer, noch deutliche Verbesserungen in Arbeitszeit- und Entgeltfragen vorsehe. "Bleibt die Bahn bei ihrer sturen Haltung, so sind Streiks im Oktober unausweichlich", drohte Schell.
Damit hat die Bahn vergeblich versucht, mit einem neuen Angebot den Tarifkonflikt zu entschärfen. Der Konzern hatte sich vorher bereiterklärt, die Wochenarbeitszeit für Lokführer von 39 Stunden um ein oder zwei Stunden zu verlängern und entsprechend mehr zu zahlen. Bahn-Personalvorstand Margret Suckale sagte, jede zusätzliche Stunde entspreche einer Lohnerhöhung von 2,5 Prozent.
Den Lokführern könne die Mehrarbeit bis zu fünf Prozent mehr Geld bringen, sagte Suckale. Überstunden, die derzeit auf Langzeitkonten angesammelt würden, könnten dann ausgezahlt werden. Der Erlös der Mehrarbeit komme zu den 4,5 Prozent Tariferhöhung hinzu, die die Bahn bereits mit den konkurrierenden Gewerkschaften Transnet und GDBA ausgehandelt habe und die auf die Lokführer ausgeweitet werden könnten. Allein der Tarifabschluss mit Transnet und GDBA kostet die Bahn nach eigenen Angaben etwa 100 Millionen Euro. Als Folge kündigte der Konzern, der derzeit Lokführer sucht, Preiserhöhungen ab Dezember an.
Die gemeinsamen Verhandlungen von GDL, Transnet und GDBA mit der Bahn waren vergangene Woche geplatzt. Die GDL wies Vorwürfe zurück, sie verweigere sich der Zusammenarbeit und weiche vom Vermittlungsergebnis der Moderatoren Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf ab. Die Gewerkschaft fordert für die Lokführer einen eigenen Tarifvertrag mit einem Einstiegsgehalt von 2500 Euro statt bisher knapp 2000 Euro, in das bestimmte Zulagen integriert werden sollen. Darüber hinaus verlangt sie eine Senkung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde.
Die Friedenspflicht läuft am Sonntag aus. Die Bahn zeigte sich demonstrativ selbstbewusst. Suckale kritisierte das Verhalten der Gewerkschaft und warf ihr mangelnden Verhandlungswillen vor. Der Konzern wolle einen Streik vermeiden, fürchte ihn aber nicht. Das Unternehmen habe manche Kröte geschluckt, während die GDL schon am Tag nach dem Moderations-Kompromiss zu ihren Maximalforderungen zurückgekehrt sei, sagte die Managerin. Sie appellierte an die Gewerkschaft, das neue Angebot anzunehmen und den seit Monaten schwelenden Tarifstreit zu beenden.
Quelle: ntv.de