Meldungen

EZB muss eingreifen Banken horten Bargeld

Die Schockwellen der US-Kreditkrise erreichen mittlerweile auch den normalerweise ruhigen Geldmarkt. Sowohl in den USA als auch in der Euro-Zone stiegen die Tagesgeldsätze am Donnerstag kräftig, da zahlreiche Banken ihre Geldbestände horteten, um im Falle einer Ausweitung der Krise über genügend flüssige Mittel zu verfügen.

Die Europäische Zentralbank reagierte mit einem Schnelltender und pumpte am Nachmittag knapp 95 Mrd. Euro zusätzliche Mittel in den Geldkreislauf. Die Notenbank hatte den Kreditinstituten erst am Dienstag bei einem regulären Tendergeschäft 292,5 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Das Gesamtvolumen des in der Euro-Zone umlaufenden Geldes in der aktuellen Mindestreserveperiode bezifferten Tagesgeldhändler am Donnerstag auf rund 440 Mrd. Euro. In der Nacht hatte bereits die Schweizer Nationalbank ihren heimischen Geldhäusern frische Liquidität angeboten.

"Das Vertrauen ist gestört und es bleibt zu hoffen, dass die Zentralbanken das ihnen mögliche tun, um es wieder herzustellen", sagte ein Geldmarkthändler einer deutschen Großbank. "Was wir sehen ist eine Verteilungskrise, noch keine Liquiditätskrise. Einige sitzen auf Geld, das andere wollen, und das führt zu sehr deutlichen Ungleichgewichten."

Die Furcht der Banken vor Turbulenzen wegen der US-Hypothekenkrise hatte zum Abzug von Geld aus dem Kreislauf geführt und den Zinssatz für Tagesgeld kurzfristig bis auf 4,70 Prozent nach oben getrieben. Händler nannten am Nachmittag dann Tagesgeldsätze zwischen 4,20 und 4,35 Prozent. Der Zinssatz zur Versorgung der europäischen Banken mit Zentralbankgeld liegt aktuell bei vier Prozent. Der Referenzsatz EONIA für Übernachteinlagen hatte am Mittwoch bei 4,09 Prozent gelegen. Er gilt als Indikator für den Tagesgeldmarkt. Noch am Mittwoch, dem ersten Tag der laufenden Mindestreserveperiode, hatte der Zinssatz für Tagesgeld ebenfalls bei knapp über vier Prozent gelegen.

Auch US-Geldmarkt reagiert heftig

In den USA reagierte der Geldmarkt ebenfalls heftig auf die angespannte Liquiditätssituation. Der Tagesgeldsatz für Dollar-Geschäfte sprang auf bis zu 5,80 Prozent und lag damit rund 60 Ticks höher als tags zuvor. So stark hatte er zuletzt vor acht Jahren geschwankt. Der Leitzins in den USA liegt derzeit bei 5,25 Prozent.

Der Auslöser für die jüngsten Turbulenzen kam aus Frankreich: Am Morgen hatte die französische Großbank BNP Paribas in Folge der US-Hypothekenkrise die Berechnung des Werts von drei Fonds über 1,6 Mrd. Euro ausgesetzt und diese damit faktisch eingefroren. Auch die deutsche Privatbank Sal. Oppenheim sah sich gezwungen, einen Fonds mit einem Volumen von 750 Mio. Euro vorerst zu schließen.

In ganz Europa gaben die Finanzwerte an den Aktienbörsen nach. Die Indizes in Frankfurt, Paris, Zürich , London und vielen kleineren Börsen drückte dies tief ins Minus. Am Rentenmarkt stiegen die Kurse dagegen recht kräftig. Staatspapiere gelten in turbulenten Zeiten als sicherer Hafen, weil sie zwar niedrigere, dafür aber sichere Renditen abwerfen. Der für den europäischen Rentenmarkt richtungweisende Bund-Future zog in der Spitze um knapp 40 Ticks an.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen