Neue A320-Generation Bau nur noch in Hamburg
15.01.2007, 07:56 UhrDie neue Generation der A320-Familie von Airbus soll laut einem Bericht der französischen Wirtschaftszeitung "La Tribune" nur noch an einem Standort gebaut werden. Dies habe Airbus-Chef Louis Gallois kürzlich den französischen Gewerkschaften mitgeteilt. Die Produktion des Kurz- und Mittelstreckenflugzeuges dürfte dann ganz in Hamburg angesiedelt werden, berichtete das Blatt ohne nähere Quellen. Die neue Generation des A320 erwartet "La Tribune" für das Jahr 2013.
Im südfranzösischen Toulouse, wo die A320 zusammengebaut wird, werde der Verlust an Beschäftigung befürchtet, heißt es. Die beiden Produktionsstätten der A320-Familie in Hamburg und Toulouse machen über die Hälfte der Aktivitäten des europäischen Flugzeugbauers aus. In Toulouse will Airbus dem Bericht zufolge in dieser "sehr strikten Trennung" die Großraumflugzeuge wie den neuen A380 montieren.
Nach Airbus-Angaben sind noch keine Entscheidungen gefallen. "Das sind alles Spekulationen, der endgültige Plan wird noch mit den Gewerkschaften und Sozialpartnern diskutiert", erklärte Sprecherin Barbara Kracht in Toulouse. Sie verwies auf die Ankündigung von Airbus-Chef Louis Gallois aus dem vergangenen Jahr, im Februar den Spar- und Umstrukturierungsplan "Power 8" für Airbus vorzulegen.
Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge wie die A320 sind für Flugzeughersteller immens wichtige Umsatzbringer. In einer Marktstudie erwartet Airbus zwischen 2004 und 2023 einen Bedarf von 10.900 neuen Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen in der Größenordnung der A320-Familie im Wert von insgesamt 761 Milliarden Dollar. Das sind 40 Prozent des gesamten Umsatzvolumens, das Airbus im genannten Zeitraum auf 1,9 Billionen Dollar beziffert. Für Riesen wie die A380 rechnet das Unternehmen mit 1650 Aufträgen im Wert von 416 Milliarden Dollar.
Geht es um die Auftragszahlen, dann nehmen sich Riesen wie A380 oder auch die schon lange verkaufte Boeing 747 ganz bescheiden aus im Vergleich zu ihren kleinen Schwestern: Airbus verkaufte bisher knapp 200 Airbus A380, aber rund 4500 Modelle A318, A319, A320 und A321. Das Gros der Aufträge entfiel mit etwas 2700 Bestellungen bisher auf die A320.
Airbus verliert an Boeing
Airbus hat nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" stark an Marktanteil verloren. Am Wert der Flugzeuge gemessen sei der Anteil von Airbus wegen der schlechten Verkaufszahlen bei Großraumflugzeugen von 45 Prozent im Vorjahr auf nur noch 40 Prozent gefallen, berichtete das Blatt.
Insgesamt seien Flugzeuge zum Listenpreise von 75,1 Mrd. US-Dollar verkauft worden. Die Gesamtzahl der bestellten Flugzeuge habe 2006 bei netto 800 Maschinen nach 1055 im Vorjahr gelegen. Diese Eckzahlen will Airbus nach Informationen der Zeitung am kommenden Dienstag in Paris präsentieren. Gemessen an der reinen Stückzahl sei der Airbus-Marktanteil 2006 bei den Bestellungen von 52 auf 43 Prozent gefallen.
Wie sich bereits im Jahresverlauf 2006 abgezeichnet habe, habe Boeing mit netto 1044 Maschinen erstmals nach fünf Jahren wieder mehr Flugzeuge als Airbus verkauft.
Die Auftragsschwäche bei Airbus resultiert nach Angaben des Blattes vor allem aus den vergleichsweise schlechten Verkaufszahlen der Modelle A330/340, des mit massiven Produktionsproblemen belasteten A380 sowie des mehrmals umkonstruierten neuen A350. Boeing habe hingegen vor allem für sein neues Langstreckenmodell 787 Kunden gewinnen können.
Quelle: ntv.de