Milch, Markt und Macht Bauern fordern Beistand
29.07.2008, 09:58 UhrBauernpräsident Gerd Sonnleitner hat vor der Spitzenrunde der Milchbranche davor gewarnt, kleine gegen große Landwirtschaftsbetriebe auszuspielen. Eine solche Unterscheidung sei ein "Klischee", sagte Sonnleitner. "Große Milchbetriebe im Osten mit vielen Angestellten und Mitarbeitern haben genau so Sorgen wie der kleine Familienbetrieb. Alle brauchen höhere Auszahlungspreise." Zusätzliche Förderung über den bisherigen Rahmen von Ausgleichszahlungen hinaus seien aber für Milchbauern in schwierigen, sensiblen Regionen notwendig.
Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) und die gesamte Milchbranche beraten am Dienstag in einer Spitzenrunde in Berlin über ein Aktionspaket für die Milchbauern. Dabei geht es nicht um Preisverhandlungen, sondern um die Stärkung der Marktmacht der Bauern. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert Maßnahmen, um die Milchmenge zu senken und den Erzeugerpreis zu erhöhen.
Beistand aus Berlin
Der Bauernverband setzt auf Zusammenschlüsse der Erzeuger und verlangt von der EU-Kommission einen Milchfonds zugunsten der Bauern. "Minister Seehofer muss in Brüssel dafür sorgen, dass die Milchmenge nicht ständig ausgeweitet wird", sagte Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), bei n-tv.
"Er muss mit Brüssler Hilfe einen Milchfonds auflegen für Milchbauern in sensiblen, in benachteiligten Regionen und uns insgesamt auch über das Kartellrecht Möglichkeit schaffen, mehr Anbietergemeinschaften zu machen", so der Bauernpräsident weiter. "Da ist die Politik gefordert. Dies wären die Rahmenbedingungen, damit die Molkereien, die Milchbauern und der Lebensmitteleinzelhandel dann auch höhere Preise in der Wertschöpfungskette umsetzen können."
Mit dem Markt leben
Zur Rolle der Bauern im Milchstreit sagte Sonnleitner: "Wir sind selbst in Verantwortung. Und dies müssen wir umsetzen. Da brauchen wir noch Flankenschutz vom Staat über Beihilfen im Milchfond und Wettbewerbsstärkung vom Kartellrecht. Aber wir müssen auch lernen, selbständig im Markt mit der Marktsteuerung umzugehen."
Quelle: ntv.de