Chinesen rudern zurück Bear Stearns unbeliebt
16.03.2008, 10:05 UhrAuch nach der dramatischen Rettungsaktion der US-Notenbank droht der Investmentbank Bear Stearns ein weiterer Kapitalausfall. Das chinesische Brokerhaus CITIC überdenkt seine Pläne für einen Einstieg bei dem angeschlagenen US-Institut. Das Unternehmen teilte am Wochenende mit, es könne nicht garantieren, dass es tatsächlich zu der angepeilten Investition von etwa einer Milliarde Dollar kommen werde.
Wegen massiver Liquiditätsprobleme hatte die Federal Reserve am Freitag Bear Stearns mit einer Notfinanzierung gestützt. Die Bank zog deswegen auch die Veröffentlichung ihrer Quartalszahlen auf Montag vor. Dann will auch US-Präsident George W. Bush mit führenden Finanzpolitikern über die angespannte Lage am Finanzmarkt infolge der Immobilienkrise beraten.
Die jüngsten Entwicklungen bei Bear Stearns brachten die Chinesen zum Grübeln. So habe man zur Kenntnis genommen, dass unter anderem die US-Investmentbank JPMorgan Bear Stearns zur Hilfe eilen musste, erklärte CITIC Securities. Auch der massive Kurseinbruch bei Bear Stearns fiel schwer ins Gewicht. Die Aktien verloren am Freitag 45 Prozent. Nach Gerüchten über finanzielle Engpässe machten Kreisen zufolge mehrere Großbanken, darunter die Commerzbank, und Hedge-Fonds seit mehreren Tagen keine Geschäfte mehr mit dem US-Institut.
Die US-Notenbank stellt Bear Stearns eine nicht näher bezifferte Summe zur Verfügung. Fed-Mitarbeitern zufolge gab es die letzte Hilfe dieser Art wohl in der schweren Wirtschaftskrise der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Ein ähnliches Angebot in den 60er Jahren hätten die Banken nicht genutzt. Einige Analysten sehen Bear Stearns nun als Übernahmeziel. Offen blieb zunächst, warum JPMorgan als Mittler gewählt wurde.
Vor dem Hintergrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten plant Bush am Montag ein Treffen unter anderem mit Finanzminister Henry Paulson und Notenbankchef Ben Bernanke. Zudem sollen die Chefs der Börsenaufsicht SEC und der Commodity Futures Trading Commission an dem Gespräch teilnehmen.
Bear Stearns und CITIC hatten sich im Oktober eigentlich auf eine strategische Allianz verständigt, die eine gegenseitige Beteiligung vorsah und mit die US-Bank seine Präsenz in Asien stärken wollte. Die Verhandlungen würden weiterhin fortgesetzt, zudem sei die Buchprüfung bei Bear Stearns noch nicht abgeschlossen, teilte CITIC mit. "Wir haben keine formelle Vereinbarung unterschrieben, und wir haben kein Geld gezahlt." Weltweit wurde in Finanzkreisen darüber spekuliert, dass die vor Bargeld strotzenden chinesischen Kreditinstitute die US-Hypothekenkrise ausnutzen könnten, um große Anteile an den gebeutelten ausländischen Banken zu erwerben. Die Zurückhaltung von CITIC deutet nun allerdings an, dass auch die Chinesen vorsichtiger geworden sind.
Quelle: ntv.de