Für Heuschrecken reizvoll Berentzen vor dem Verkauf
27.06.2008, 12:00 UhrDie Eigentümer von Berentzen prüfen einen Verkauf des vor allem für seinen Apfelkorn bekannten Schnapsherstellers. Die Familien Berentzen, Pabst, Richarz und Wolff hätten die Privatbank M.M.Warburg beauftragt, "geeignete Käufer" für ihre Aktien zu finden, teilte das Unternehmen mit. Auch eine Fusion von Berentzen mit einem strategischen Partner werde erwogen. Hintergrund der Entscheidung ist das schleppende Geschäft der Firma, die immer weniger Käufer für Fruchtliköre und Schnäpse wie Bommerlunder und Doornkaat findet.
Erste Gespräche zwischen der Bank und möglichen Käufern laufen Kreisen zufolge bereits. Branchenkenner gehen davon aus, dass große Spirituosenhersteller wie Pernod Ricard oder Diageo kein allzu großes Interesse an dem Hersteller von primär in Deutschland bekannten Marken haben.
Finanzinvestoren konnte das Unternehmen dagegen reizen. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Verkäuferkreise, Henderson Global Investors könnte zu den Bietern gehören. Mit dem Unternehmen legt M.M.Warburg gemeinsam geschlossene Immobilienfonds auf. Henderson war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Probleme über Probleme
Die Verkaufsabsicht der Familien, denen alle Stammaktien von Berentzen gehören, hängt auch mit dem Dividendenausfall für 2007 und den aktienrechtlichen Konsequenzen zusammen. Zahlt Berentzen auch für 2008 keine Dividende, bekämen die Vorzugsaktien, auf die die Hälfte des Kapitals entfällt, automatisch ein Stimmrecht. Das würde einen Verkauf wohl noch erschweren.
Berentzen kämpft seit längerem mit Problemen. Ein Ausbau des Geschäfts mit den bekannten eigenen Marken hatte das Unternehmen 2007 tief in die roten Zahlen gedrückt. Höhere Werbeausgaben und gestiegene Rohstoffkosten sorgten für einen Verlust von 11,4 (2006: minus 0,7) Millionen Euro. Den Anstieg des Umsatzes auf 186 (180) Millionen Euro und des Absatzes auf 104 (93) Millionen 0,7-Liter-Flaschen führte Berentzen vor allem auf die Zunahme des Geschäfts mit Handels- und Zweitmarken zurück. Dieses wenig renditeträchtige Geschäft soll allerdings zurückgefahren werden.
Quelle: ntv.de