Treuhandlösung für Opel Berlin will überzeugen
16.05.2009, 15:04 UhrDie Bundesregierung hofft, den Widerstand der US-Seite gegen ihr Treuhandkonzept für Opel noch ausräumen zu können. Es gebe keine grundsätzliche US-Ablehnung des Modells, heißt es in Regierungskreisen. Der Plan sieht vor, mit staatlicher Hilfe eine Überbrückungslösung zu schaffen und damit Zeit gewinnen, bis ein privater Investor die Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) übernimmt. Die Bundesregierung hat den Opel-Interessenten bis Mittwoch Zeit gegeben, konkrete Übernahmekonzepte vorzulegen. Der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, signalisierte Sympathie für das Konzept des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna. Aber auch Fiat macht sich Hoffnungen.
Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete, droht das von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg entwickelte Treuhandmodell am US-Widerstand zu scheitern. GM-Chef Fritz Henderson wolle die Eigentumsrechte an Opel nicht an einen unabhängigen Treuhänder abtreten und habe sich kürzlich geweigert, ein entsprechendes Papier zu unterzeichnen. Auch die US-Regierung als größte GM-Gläubigerin stelle sich quer. Ohne US-Zustimmung kann jedoch kein Konzept für Opel umgesetzt und kein Investor für den Autobauer ausgewählt werden.
Gespräche sollen Lösung bringen
Die Bundesregierung sprach zuvor von sehr intensiven und laufenden Gesprächen mit den Vertretern der US-Regierung und der Opel-Mutter. Diese könnten noch intensiviert werden, wobei sich das Kanzleramt aktiver einschalten könnte. Die Zeit drängt, weil für GM ein Ultimatum der US-Regierung zur Vorlage eines eigenen Zukunftskonzeptes am 28. Mai abläuft. Inzwischen wird mit einer Insolvenz des Autokonzerns gerechnet. Auch für Opel hält Guttenberg eine Insolvenz weiter für möglich, was aber nicht das Ende des Autobauers bedeuten müsste.
Die "Welt am Sonntag" berichtete, das Konzept des Opel-Interessenten Magna sehe den Erhalt aller vier deutschen Werke vor. Auch das Werk in Kaiserslautern, das nach den Plänen des Konkurrenten Fiat gefährdet wäre, solle nicht geschlossen werden. Im Falle eines Zuschlags wolle Magna die Opel-Fertigungsstätten auch auslasten, indem dort für andere Autobauer mitproduziert werde. Für die Werke von General Motors Europe in Antwerpen in Belgien und Luton in Großbritannien werde es aber sehr schwer. Als Magna-Partner für einen Opel-Einstieg sind der Autobauer Gaz und die Sberbank aus Russland im Gespräch.
Magna würde mit diesem Konzept einen völlig anderen Weg gehen, als der italienische Autobauer Fiat, der gemeinsam mit Opel und dem US-Konzern Chrysler einen neuen Weltkonzern schmieden möchte. Laut "Automobilwoche" soll bei Fiat die Marke Lancia zugunsten von Opel wegfallen. Saab solle mit Chrysler verschmolzen werden und sportlich ausgerichtete Modelle und Cabrios bauen, AlfaRomeo könnte demnach durch Opel-Technik profitieren und ein großes Modell auf der Epsilon-Plattform des Opel Insignia bekommen. Am Fiat-Sitz in Turin protestierten am Samstag Beschäftigte des Autobauers gegen drohende Werksschließungen im Fall einer Opel-Übernahme. Sie forderten unverzügliche Verhandlungen mit der Fiat-Spitze.
Struck: Magna-Modell scheint Sinn zu machen
"Die Idee von Magna, auf die osteuropäischen Märkte abzuzielen, halte ich für sinnvoll", sagte SPD-Fraktionschef Struck der "Bild am Sonntag". "Da sind russische Firmen beteiligt, die Opel helfen können." Struck warf Guttenberg mangelndes Engagement bei der Rettung von Opel vor. "Ich erwarte vom Bundeswirtschaftsminister, dass er an die Opel-Rettung beherzter rangeht als bisher. Er muss allen Beteiligten mehr Druck machen."
Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier legte sich in der "Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" auf keinen Interessenten fest. "Die zwei Konzepte sind sehr unterschiedlich: Fiat setzt auf große Stückzahlen, organisiert in einem Mega-Konzern. Magna setzt vor allem auf die Entwicklung neuer Märkte in Osteuropa, gerade in Russland. Da wäre die Einbeziehung von Partnern vor Ort folgerichtig", sagte er.
Beide SPD-Politiker mahnten an, Beschlüsse zur Zukunft von Opel müssten in der großen Koalition gemeinsam gefasst werden. Wirtschaftsminister Guttenberg dürfe nicht allein entscheiden. Dieser warf wiederum der SPD vor, das Thema Opel vorwiegend unter Wahlkampfaspekten zu behandeln. "Ich kann die SPD nur ermuntern, in Sachen Opel auf den Pfad der Vernunft zurückzukehren", sagte der Minister der Nachrichtenagentur Reuters. "Nahezu jede Äußerung (von SPD-Politikern) scheint von Wahlkampfgedanken geprägt zu sein und trägt die Gefahr in sich, die Verhandlungsposition von Opel zu schwächen", warnte er.
Quelle: ntv.de, rts, AFP