Dreamliner-Probleme Boeing senkt Prognose
24.10.2007, 14:47 UhrDie Lieferverzögerungen des neuen Boeing-Hoffnungsträgers 787 machen sich nun doch auch finanziell bemerkbar. Der Airbus-Konkurrent senkte am Mittwoch seine Umsatzprognose für 2008 um mehrere Milliarden Dollar und will nächstes Jahr zusätzlich 200 Millionen Dollar in die Entwicklung des neuen Flaggschiffs stecken. Damit folgt Boeing mit seiner ersten Neuentwicklung seit zwölf Jahren immer mehr dem Beispiel des Erzrivalen Airbus, der den Zeitplan für seinen Super-Airbus A380 ebenfalls nicht einhalten konnte und damit Milliarden in den Sand setzte.
Um Schadensersatzzahlungen zu vermeiden, hatte Boeing trotz Schwierigkeiten mit Zulieferern lange am ursprünglichen Termin zur Erstauslieferung des Dreamliners im Mai 2008 festgehalten. Erst vor zwei Wochen räumte der US-Konzern ein, den Termin um sechs Monate auf Ende November oder Dezember verschieben zu müssen. Der Konzern begründete den Schritt mit unfertigen Teilen von Zulieferern, Problemen beim Einbau der Software sowie einem Mangel an Nieten. Nach wie vor stellen diese Probleme "Herausforderungen" dar. Allerdings hielt Boeing vor zwei Wochen noch an den Prognosen für dieses und das kommende Jahr fest.
Nun rechnet Boeing für 2008 nur noch mit Umsätzen zwischen 67,5 und 68,5 Milliarden Dollar anstatt 71 bis 72 Milliarden Dollar. An der Prognose von 5,55 und 5,75 Dollar Ergebnis je Aktie hielt der Konzern fest. Die erwartete höhere Produktivität im gesamten Konzern werde den Aufschub beim 787 und die höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung ausgleichen.
R üstungsgeschäft wächst langsamer
Neben den Mehraufwendungen für den Hoffnungsträger will Boeing nächstes Jahr zudem für sein Tankflugzeugprogramm gut 200 Millionen Dollar mehr ausgeben. Auch hier konkurriert Boeing mit Airbus. Die US-Luftwaffe wird um den Jahreswechsel herum die erste Tranche eines Auftrags von zunächst 179 Flugzeugen mit einem Wert von 40 Milliarden Dollar vergeben. Das Volumen könnte in den nächsten 20 Jahren auf 100 Milliarden Dollar anwachsen. EADS bemüht sich zusammen mit seinem amerikanischen Partner Northrop Grumman um den Zuschlag.
Northrop profitiert derzeit von einer höheren Nachfrage nach Kriegsschiffen und Informationstechnologie und steigerte seinen Gewinn im dritten Quartal um über 60 Prozent auf 489 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar. Damit kam die Nummer Drei des US-Marktes nah an die Nummer Zwei heran.
Der Umsatz der Boeing-Rüstungssparte legte lediglich um drei Prozent auf acht Milliarden Dollar zu. Langsameres Wachstum in diesem Sektor sei auch ein Faktor bei der reduzierten Umsatzprognose für 2008, teilte der Konzern mit.
Gewinnsteigerung
Dagegen sieht dieses Jahr noch ganz gut aus für den US-Konzern. Dank der gesteigerten Auslieferung von Verkehrsflugzeugen kletterte der Nettogewinn im dritten Quartal auf 1,1 Milliarden Dollar nach 694 Millionen Dollar vor Jahresfrist. Der Umsatz lag bei 16,5 Milliarden Dollar, das entspricht einem Plus von zwölf Prozent.
Die Erwartungen an das Gesamtjahr 2007 hob Boeing daher an. Bei 440 ausgelieferten Flugzeugen werde Boeing gut 66 Milliarden Dollar umsetzen. Der Gewinn je Aktie werde auf 5,05 bis 5,15 Dollar steigen. Die Boeing-Aktie verlor zu Handelsbeginn in New York 1,3 Prozent auf 93,70 Dollar.
Quelle: ntv.de