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London schaut sich um British Energy vor Verkauf

Die britische Regierung lotet einem Zeitungsbericht zufolge das Interesse großer Versorger an ihrem Atomkraftwerks-Betreiber British Energy aus. Neben RWE und Eon seien Electricite de France (EdF), die spanische Iberdrola und die britische Centrica angesprochen worden, ob sie einen Teil der Staatsbeteiligung von 35,2 Prozent kaufen würden, berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf "Personen, die mit der Lage vertraut" seien. Das Paket sei mehr als zwei Milliarden Pfund (2,6 Milliarden Euro) wert.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, RWE gehöre zu den wohl vier Interessenten an einer Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen aus dem schottischen Livingston. Sie beruft sich auf nicht genannte Vertreter der britischen Energiewirtschaft. British Energy werde in der nächsten Woche eine Vorentscheidung unter den Bewerbern treffen und veröffentlichen. Laut FT wird das Unternehmen von NM Rothschild beraten.

Die Regierung bestätigte, der schweizerischen Bank UBS einen Beraterauftrag erteilt zu haben. Dabei gehe es zunächst um die finanziellen und wirtschaftlichen Aspekte des geplanten Neubaus von Kraftwerken in Großbritannien, erklärte die zuständige Behörde am Samstag. "Dazu kann auch Beratung über Vorschläge von British Energy gehören, nachdem das Unternehmen neue Partner zum Bau von Kernkraftwerken sucht", sagte ein Sprecher. Der Staat überprüfe seine Beteiligung weiter. "Aber es ist nicht so, dass die UBS den Staatsanteil am Markt feilbietet", betonte er.

Für neue Investoren interessant wäre British Energy vor allem wegen seiner Kraftwerksstandorte. In Großbritannien sollen neue Atomreaktoren gebaut werden, woran RWE und der deutsche Marktführer Eon bereits Interesse angemeldet haben. Doch es gilt als ausgemacht, dass diese nur an bestehenden Standorten gebaut werden. Die 1996 privatisierte British Energy betreibt acht Atomkraftwerke und ein Kohlekraftwerk.

Dem FT-Bericht zufolge gilt als eine Option, dass Firmen sich auch an British Energy beteiligen, wenn sie sich mit dem britischen Erzeuger beim Bau von Atommeilern zusammentun. Einen Komplettverkauf des größten Energieerzeugers im Land wolle die Regierung vermeiden. Wenn ein einzelner Käufer ihre Beteiligung übernähme, müsste er auch ein Angebot für die übrigen Anteile vorlegen. In Deutschland stehen die Atomkraftwerke von Eon und RWE wegen des Ausstiegsbeschlusses der Bundesregierung über kurz oder lang vor dem Aus.

RWE erklärte zu den Berichten: "Marktgerüchte kommentieren wir nicht." Auch eine British-Energy-Sprecherin bezeichnete den Bericht als spekulativ. Eon-Chef Wulf Bernotat hatte einem Einstieg bei British Energy bereits im vergangenen Jahr eine Absage erteilt.

Quelle: ntv.de

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