Weg frei für Verstaatlichung Bund hat HRE-Mehrheit
02.06.2009, 13:15 UhrBei der außerordentlichen Hauptversammlung in München erreichte der Bund mit seinem Anteil von 47,3 Prozent an der Hypo Real Estate die Mehrheit der anwesenden Stimmen und kann damit die geplante Kapitalerhöhung durchbringen.
Der Bund hat die wichtigste Hürde für die geplante Verstaatlichung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate genommen. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung am Dienstag in München erreichte der Bund mit seinem Anteil von 47,3 Prozent die Mehrheit der anwesenden Stimmen und kann damit die geplante Kapitalerhöhung durchbringen.
Insgesamt waren 74,11 Prozent der Stimmrechte bei der Hauptversammlung anwesend. Da der Bund für die Kapitalerhöhung auf die einfache Mehrheit angewiesen ist, war die Präsenz bei der Hauptversammlung entscheidend.
Bei dem Aktionärstreffen will sich der Bund eine Kapitalerhöhung von bis zu 5,6 Mrd. Euro genehmigen lassen. Vom Kauf der neuen Aktien sollen alle anderen Aktionäre ausgeschlossen sein, so dass der Bund einziger Käufer wäre und sich somit eine Mehrheit von mindestens 90 Prozent sichern kann. Damit kann er dann die restlichen Aktionäre ohne größere juristische Probleme durch ein sogenanntes Squeeze Out herausdrängen.
Wütende Aktionäre
Die HRE-Aktionäre nutzten die Versammlung der Bank für eine Generalabrechnung mit dem früheren Management und den Verstaatlichungsplänen der Bundesregierung. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach von der schwärzesten Stunde des deutschen Kapitalmarktrechts. Es sei nicht nachvollziehbar, wie es bei einer funktionierenden Finanzaufsicht zu dem Desaster bei der Bank kommen konnte, sagte SdK-Sprecher Harald Petersen unter dem Beifall der Aktionäre. "Und jetzt sollen wir denen, die für den ganzen Mist verantwortlich sind, auch noch unsere Aktien geben."
"Wir sind am Anfang des Endes dieser Gesellschaft", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Die Aktionäre begleiten dieses Schauspiel mit einem Gefühl der Resignation und der Wut." Der alte Vorstand unter Georg Funke habe die Bank leichtfertig und fahrlässig gegen die Wand gefahren. "Zocken mit eigenem Geld mag erlaubt sein, aber nicht mit dem Vermögen der Aktionäre."
Der heutige Vorstand verdiene zwar Unterstützung in seinem Bemühen um eine Sanierung, die geplante Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Altaktionäre und vor allem der anschließende Squeeze-Out seien aber nicht akzeptabel, sagte Bergdolt. "Der Bund hat auch mit einer Mehrheit von 90 Prozent alle Fäden in der Hand. Ich appelliere deshalb an den Bund: verzichten sie auf diesen Squeeze-Out."
Quelle: ntv.de, wne/dpa