GM-Pleite vorerst vom Tisch Bush kündigt Hilfe an
13.12.2008, 14:35 UhrDie akute Gefahr einer baldigen Insolvenz des Opel-Mutterkonzerns General Motors scheint vorerst abgewendet. US-Präsident George W. Bush stellte den amerikanischen Autobauern am Freitag den Zugang zum 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket für die Finanzbranche in Aussicht - ein Schritt, den er bisher strikt abgelehnt hatte. Damit dürften GM und die ehemalige Daimler-Tochter Chrysler dieses Jahr überstehen.
Zeitungsberichten zufolge hat die US-Regierung bereits erste konkrete Schritte unternommen, die akute Gefahr einer Insolvenz der Autobauer abzuwenden. Beamte hätten am Freitag mit der Prüfung der Firmenbücher begonnen, um den Umfang der benötigten Notkredite zu ermitteln, berichteten US-Zeitungen. Die Aussichten für die Zukunft bleiben jedoch trübe - die US-Autokonzerne müssen es irgendwie schaffen, ihre Milliarden-Verluste zu stoppen.
Sofortkredite in Höhe von 14 Milliarden Dollar für die drei großen Autobauer waren am Freitag am Widerstand der Republikaner im US-Senat gescheitert. GM und Chrysler hatten zuletzt immer wieder betont, das Geld noch im Dezember zu brauchen. Daher wurde beim Ausbleiben staatlicher Hilfen mit einer baldigen Insolvenz gerechnet.
Der Vorstoß Bushs entschärfte diese Gefahr. Die US-Demokraten hatten schon die ganze Zeit gefordert, das Banken-Hilfspaket auch für die Autohersteller zu öffnen. "Weil der Kongress nicht gehandelt hat, stehen wir bereit, um einen unmittelbaren Zusammenbruch (der Autobauer) zu verhindern, bis der Kongress wieder zusammenkommt", teilte eine Sprecherin des US-Finanzministeriums am Freitag mit. Dann werde es um die langfristige Lebensfähigkeit der Konzerne gehen.
Der dritte große US-Autobauer Ford gilt als etwas solider finanziert als seine beiden Konkurrenten, macht aber auch massive Verluste. Laut einem Zeitungsbericht brauchen GM und Chrysler in den kommenden Wochen allein neun Milliarden Dollar, um Zulieferer- Rechnungen bezahlen zu können. Das "Wall Street Journal" machte dabei keine Angaben darüber, wie sich die Summe auf die Unternehmen verteilt. Die Zulieferer-Rechnungen dürften damit eine der größten aktuellen Belastungen für die schwer angeschlagenen US-Autobauer sein. Es ist wenig wahrscheinlich, dass sie diese Summe ohne staatliche Hilfe bezahlen können.
Massive Kürzungen bei GM
General Motors kündigte Stunden nach Bushs Vorstoß massive Produktionskürzungen in Nordamerika an, um seine hohen Verluste einzudämmen. Das Unternehmen will im ersten Quartal 2009 fast ein Drittel seiner Kapazitäten in den USA, Kanada und Mexiko zeitweise stilllegen. Durch die Produktionskürzung um 30 Prozent sollen in den nächsten drei Monaten 250 000 Autos weniger gebaut werden, hieß es.
GM verwies auf den massiven Absatzeinbruch in den vergangenen Monaten. Allein im November waren die US-Verkäufe von General Motors im Jahresvergleich um gut 40 Prozent eingebrochen. Der gesamte amerikanische Automarkt war um 36 Prozent geschrumpft.
Ein verständlicher Wunsch, zumal die Zukunft der Opelaner nach dem gestrigen Tag unsicherer denn je ist. Klar ist bisher nur, dass in Europa signifikante Einsparungen anstehen. In allen Bereichen, so heißt es von Opel-Seite, wird jetzt der Geldhahn zugedreht. Das könnte dem gerade wieder Morgenluft schnuppernden Opel-Konzern auf lange Sicht ebenfalls die Luft abdrehen. Denn ohne Marketing, vernünftige Pressearbeit und langfristige Perspektiven für die Händler wird sich auch ein von der Fachwelt anerkanntes Modell wie der neue Insignia nicht richtig verkaufen lassen.
Spekulationen über BMW-Interesse an Opel
In der Branche rumort es schon seit längerem, dass sich die Mehrheitseignerin von BMW, Susanne Klatten, an einer Übernahme von Opel interessiert zeigen könnte. Bei BMW verweist man gegenüber n-tv.de angesichts solcher Spekulationen auf die "Strategie Nummer Eins", die Ende des dritten Quartals 2008 vorgestellt wurde. Im Zuge dieser Überlegungen habe man Akquisitionen einiger Konkurrenten geprüft und als nicht dienlich verworfen. Für die Eigentümer-Familie Klatten will man bei BMW natürlich nicht sprechen. Dort war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Die beiden Firmen würden von ihrer Modellpalette her gut zusammen passen. Zumal der Premiumhersteller einige Probleme bekommen dürfte, die kürzlich beschlossenen Grenzwerte von 120 Gramm CO2 im Flottendurchschnitt in sechs Jahren zu erreichen.
Wie weit mögliche Pleiten von Zulieferern auch die Produktion deutscher Autobauer treffen könnte, ist bisher unklar. Die Frage von n-tv.de, ob bei einer Pleite eines großen Zulieferers wie Leoni auch in Deutschland ungewollt Bänder still stehen könnten, verweist man in München in das Reich der Spekulationen. Es wird jedoch betont, dass man ständig über die Diversifizierung der Produktionsprozesse und Zuliefererkette nachdenke, auch in guten Zeiten. Konkrete Maßnahmen gäbe es aber derzeit nicht. Wahrscheinlich will man damit auch eine weitere Verunsicherung in der gebeutelten Branche verhindern.
Quelle: ntv.de