Einstieg bei Protek Celesio will nach Russland
15.10.2007, 12:54 UhrDer Pharmahändler Celesio will nach langer Bedenkzeit weiter Richtung Osteuropa expandieren und bei der größten russischen Pharmahandelsgruppe Protek das Ruder übernehmen. Mit Protek seien exklusive Verhandlungen über den stufenweisen Erwerb der Mehrheit an dem Unternehmen vereinbart worden, teilte Celesio am Montag mit. Beide Unternehmen wollten künftig eng zusammenarbeiten und die Verhandlungen darüber bis Mitte Dezember abschließen. Protek sei mit einem Marktanteil von 24 Prozent der größte Pharmagroßhändler in Russland. Zu dem von russischen Finanzinvestoren kontrollierten Konzern gehörten auch die zweitgrößte russische Apothekenkette Rigla mit 630 Filialen sowie eine Verpackungstochter.
Protek beschäftigt gut 12.000 Menschen und setzte zuletzt 2,4 Mrd. Dollar (rund 1,7 Mrd. Euro) um. Der zur Haniel-Gruppe gehörende Stuttgarter Pharmahändler kam 2006 mit mehr als 36.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 21,6 Mrd. Euro. In den osteuropäischen Märkten ist Celesio bislang lediglich in Tschechien und Slowenien präsent. Der schärfste Konkurrent von Celesio, die Mannheimer Phoenix-Gruppe, ist in Osteuropa stärker vertreten.
Mit dem jüngsten Expansionsschritt gibt Celesio-Chef Fritz Oesterle seine bisherigen Bedenken gegenüber einem größeren Engagement in Osteuropa auf. "Wir sind überzeugt, dass der russische Wirtschaftsraum, der russische Arzneimittelmarkt und ganz besonders Protek große und attraktive Möglichkeiten für Celesio eröffnen", sagte Oesterle. Dies sei ein wichtiger strategischer Schritt in einen interessanten Wachstumsmarkt. Der Manager hatte wiederholt gewarnt, die Märkte in Osteuropa seien unter anderem wegen der weit verbreiteten Korruption noch nicht reif genug. "Wir haben das Gefühl, dass sich die Lage stabilisiert", begründete ein Unternehmenssprecher die Kehrtwende. Protek habe seit 1990 Erfahrung auf dem Markt.
Russland zählt mit knapp 150 Mio. Einwohnern zu den zehn bevölkerungsreichsten Ländern der Erde und damit zu den weltweit am stärksten wachsenden Gesundheitsmärkten. In den nächsten Jahren werde der Arzneimittelmarkt bei steigendem Einkommensniveau der Bevölkerung um rund 20 Prozent pro Jahr zulegen, begründete Celesio sein Engagement. Zudem wolle die Regierung das Gesundheitssystem ausbauen, die Lebenserwartung der russischen Bevölkerung werde steigen.
Bei der nicht börsennotierten Protek hat den Angaben zufolge eine Gruppe russischer Finanzinvestoren mit 86 Prozent das Sagen. Einen kleinen Anteil von vier Prozent hält der ungarische Pharmahändler Richter Gedeon, Protek-Vorstandschef Vadim Yakunin besitzt zehn Prozent. "Mit Celesio als Partner hoffen wir auf Synergieeffekte und einen noch schnelleren Ausbau unserer Aktivitäten", sagte der Unternehmenschef.
Quelle: ntv.de