Riesiger Schuldenberg Chemiegigant wankt
02.01.2009, 12:43 UhrDer weltweit drittgrößte Petrochemiekonzern LyondellBasell erwägt im Ringen um seine Kredite die Flucht in die Insolvenz. "Wir wollen unsere Schulden neu strukturieren und loten alle unsere Optionen aus. Dazu gehört auch ein Antrag nach Chapter 11 (des US-Insolvenzrechts)", sagte eine Sprecherin. Der Konzern habe Berater engagiert, darunter Evercore und die auf Sanierungen spezialisierte Alix Partners. Kommt es tatsächlich zu einem kontrollierten Insolvenzverfahren nach US-Recht, wäre dies eine der größten Firmenpleiten der jüngsten Zeit in den Vereinigten Staaten.
In der Finanzkrise fällt es weltweit Konzernen inzwischen deutlich schwerer, große Umschuldungen mit ihren Gläubigerbanken auszuhandeln. LyondellBasell ächzt unter Milliardenschulden, die es durch kreditfinanzierte Zukäufe angehäuft hatte. Nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) liegt die Schuldenlast bei 26 Mrd. Dollar.
LyondellBasell ist Teil der niederländischen Investmentfirma Firma Access Industries, die dem russischstämmigen Investor Len Blawatnik gehört. Blawatnik ist auch an Air Berlin beteiligt.
Produktion gedrosselt
LyondellBasell war vor einem Jahr entstanden, als das 2005 an Access verkaufte Kunststoff-Joint Venture von BASF und Shell, Basell, die US-Firma Lyondell aus Houston für 12,7 Mrd. Dollar kaufte. Das Unternehmen leidet unter der nachlassenden Nachfrage nach Petrochemikalien und hat seine Produktion gedrosselt. LyondellBasell stellt unter anderem die Massenkunststoffe Polyethylen und Polypropylen her und hat zwei Ölraffinerien in Houston und in Frankreich. In Deutschland betreibt LyondellBasell einen großen Chemiekomplex in Wesseling bei Köln. Zuletzt kam der Konzern, dessen Zentrale in Rotterdam liegt, mit rund 16.000 Beschäftigten auf einen Umsatz von 54,6 Mrd. Dollar.
Schon vor dem Jahreswechsel hatte LyondellBasell gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC erklärt, über einen Zahlungsaufschub für 160 Mio. Dollar an Gebühren für Kredite zu verhandeln. Zwei Tochterfirmen erklärten, die Gläubiger hätten die Gebühren sowie 121 Mio. Dollar Zinsen bis zum 4. Januar gestundet. Auch der britische Chemiekonzern Ineos hatte unlängst wegen des Konjunktureinbruchs Neuverhandlungen seiner Kredite unternommen.
Quelle: ntv.de