Fiat steigt ein Chrysler ist insolvent
30.04.2009, 07:28 UhrDie Autokrise hat in den USA das erste große Opfer gefordert: Trotz monatelangem Ringen um seine Rettung muss der traditionsreiche Hersteller Chrysler den Gang in die Insolvenz antreten. Der drittgrößte US-Autobauer will jedoch nur wenige Wochen unter Gläubigerschutz arbeiten und hofft dank einer Allianz mit dem italienischen Hersteller Fiat anschließend wieder auf erfolgreiche Zeiten. Die US-Regierung unterstützt die Sanierung mit weiteren Milliarden-Hilfen.
Die Zusammenarbeit von Chrysler und Fiat biete "große Erfolgschancen" und der Konzern werde gestärkt aus der Insolvenz hervorgehen, betonte US-Präsident Barack Obama. Fiat wird zunächst mit 20 Prozent bei der ehemaligen Daimler-Tochter einsteigen und seine Anteile später aufstocken. Die Mehrheit an Chrysler dürfen die Italiener erst übernehmen, wenn der Konzern die Staatshilfen der US-Regierung zurückbezahlt hat.
Fiat will vor allem kleine, emissionsarme Autos für den US-Markt bauen, weil in diesem Segment bei Chrysler eine große Lücke klafft. Die Italiener sind auch an der deutschen Tochter Opel des angeschlagenen Chrysler-Rivalen General Motors(GM) interessiert. Durch den Zusammenschluss entsteht der weltweit sechstgrößte Autobauer mit einem jährlichen Absatz von über vier Millionen Fahrzeugen. Fiat wird drei und die US-Regierung sechs Mitglieder des künftigen Chrysler-Führungsgremiums bestimmen.
Der Insolvenzantrag der seit Dezember mit vier Milliarden Dollar Staatshilfe gestützten Firma dürfte in der gesamten Autobranche mit Hunderttausenden Beschäftigten Schockwellen auslösen. Durch die Entscheidung der US-Regierung, einen Großkonzern in die Insolvenz gleiten zu lassen, erhöht sich Analysten zufolge auch der Druck auf General Motors. Die Regierung hat der Opel-Mutter eine Frist bis Ende Mai gesetzt, um ein tragfähiges Sanierungskonzept vorzulegen.
US-Präsident Obama kritisierte in seiner Rede eine kleine Gruppe von Investoren, die im Gegensatz zu den Gewerkschaften nicht genügend Einschnitte akzeptiert hätten. "Deshalb unterstütze ich den Gang in die Insolvenz, durch den die Schulden vom Tisch geräumt werden können", sagte Obama. Analysten werteten dies als Drohung gegen die Gläubiger von GM, mit ihnen im Zweifel genauso zu verfahren.
Chrysler reichte den Insolvenzantrag am Donnerstagmittag (US-Zeit) bei einem Gericht in Manhattan ein - nicht weit entfernt vom berühmten Chrysler Building, das kurze Zeit das höchste Gebäude der Welt war. Das 1925 gegründete Unternehmen will nur 30 bis 60 Tage unter Gläubigerschutz arbeiten. In dieser Zeit soll die Produktion weitgehend ruhen. Chrysler-Chef Bob Nardelli will den Konzern nach Abschluss des Insolvenzverfahrens verlassen und als Berater zur Beteiligungsgesellschaft Cerberus zurückkehren, dem Inhaber des Autobauers. Die ehemalige Chrysler-Mutter Daimler hatte am Montag seine restlichen Anteile von 19,9 Prozent am US-Konzern aufgegeben.
Obama sagte, das Verfahren nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts werde schnell und effizient verlaufen. Die Regierung, die auch Garantien auf Chrysler-Autos übernimmt, wird die Firma dabei mit bis zu acht Milliarden Dollar unterstützen.
Quelle: ntv.de