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Anleger haben genug Chrysler soll weg

Während sich DaimlerChrysler offenbar noch nicht zum Verkauf der verlustreichen US-Tochter Chrysler durchringen kann, haben die Anteilseigner endgültig genug. Auf der Hauptversammlung forderten Kleinaktionäre und Vertreter von Fondsgesellschaften, Chrysler so schnell wie möglich zu verkaufen, um deren Verluste loszuwerden. Auch dass Vorstandschef Dieter Zetsche erstmals bestätigte, bereits Verkaufsgespräche über Chrysler zu führen, konnte die Anteilseigner nicht besänftigen.

"Ich kann bestätigen, dass wir mit einigen der potenziellen Partner, die klares Interesse bekundet haben, Gespräche führen", sagte Zetsche vor knapp 7.000 Aktionäre auf der Hauptversammlung in Berlin. Er hält aber einen Verbleib des Sorgenkinds im Stuttgarter Konzernverbund noch für denkbar: "Wir müssen uns auch zum jetzigen Zeitpunkt alle Optionen offen halten, um den größtmöglichen Handlungsspielraum zu haben", wiederholte Zetsche seinen Standpunkt. Die zuletzt von der Hoffnung der Anleger auf eine Trennung von der US-Tochter getriebene Aktie gehörte mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 61,20 zu den größeren Verlierern im Dax.

Als Interessenten für Chrysler gelten die Finanzinvestoren Blackstone und Cerberus sowie der kanadische Zulieferer Magna International. Parallel zu den Gesprächen arbeitet DaimlerChrysler aber mit Milliardenaufwand an einer Sanierung der Tochter, damit diese bis 2009 wenigstens eine Umsatzrendite von 2,5 Prozent erreicht. Für die Zeit danach sei eine Marge von fünf Prozent weiter im Visier, sagte Zetsche.

Dankbar für einen Verkauf

Der zum Großaktionär Deutsche Bank gehörende Fonds DWS zweifelt aber an der dauerhaften Sanierbarkeit von Chrysler. DWS-Manager Henning Gebhardt verlangte auf dem Aktionärstreffen eine Abspaltung von Chrysler. "Wenn Chrysler am Ende zum Scheidungsrichter geführt würde, wären wir sehr dankbar", sagte er unter großem Beifall der Aktionäre. Der vor 15 Monaten vom Chrysler-Chef zum Konzernlenker beförderte Zetsche müsse das "ramponierte Image" von Daimler wieder reparieren.

Auch Kleinaktionäre machten ihrem Unmut über die chronischen Verluste bei Chrysler Luft. "Ein Verbleib im Konzern ist keine Option", sagte Hans Richard Schmitz von der Aktionärsvereinigung DSW. "Was fehlt, ist die klare und schnelle Exekution des Verkaufs." Durch Zetsches Zaudern drohe die feindliche Übernahme durch Finanzinvestoren und die Zerschlagung.

Die Tageszeitung "Detroit News" berichtete, DaimlerChrysler lägen drei Kaufangebote vor. Bis Ende April solle unter Magna, Blackstone und Cerberus ein exklusiver Verhandlungspartner ausgewählt werden. Der Unternehmenswert könne auf rund sechs Milliarden Euro taxiert werden. Analysten bezweifeln wegen der milliardenschweren Pensions- und Gesundheitskosten von Chrysler, dass Daimler bei einem Verkauf ein größerer Geldbetrag zufließen würde.

Daimler-Benz und Chrysler hatten 1998 fusioniert. Seitdem hat die US-Tochter drei Jahre mit roten Zahlen abgeschlossen, 2006 lag der operative Verlust bei 1,1 Milliarden Euro. Vor allem die schwache Nachfrage auf dem nordamerikanischen Markt trug dazu bei. In den ersten drei Monaten 2007 setzte sich der Absatzschwund mit einem Minus um knapp sieben Prozent fort. Von der angestammten Marke Mercedes-Benz verkaufte DaimlerChrysler seit Jahresbeginn dagegen weltweit 3,1 Prozent mehr.

Kopper hängt ein Chrysler

Wie Zetsche hält auch der scheidende DaimlerChrysler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper ein Festhalten an der US-Tochter für möglich. "Die Chance, dass Chrysler in zwei Jahren noch im Konzern ist, besteht natürlich", sagte er der Tageszeitung "Die Welt". Die Fusion habe Werte für die Aktionäre geschaffen. Dem widersprach Fondsmanager Gebhardt und nannte die Kursentwicklung "traurig". Seit dem Zusammenschluss sei der Aktienkurs um fast 30 Prozent gefallen und hinke auch dem Dax hinterher.

Nach 17 Jahren als Chefaufseher wird der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Kopper aus dem Kontrollgremium ausscheiden. Die Deutsche Bank hatte als einstiger Großaktionär Jahrzehnte den Chefaufseher gestellt. Neuer Aufsichtsratsschef soll der DaimlerChrysler-Luftfahrtmanager Manfred Bischoff werden, der die konzerneigene Dasa in die EADS eingebracht hatte.

Quelle: ntv.de

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