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Weihnachtsferien verlängert Conti kürzt Produktion

Der Zulieferer Continental kürzt wegen der Absatzkrise in der Autoindustrie seine Produktion. Arbeitszeitkonten würden reduziert, die Weihnachtsferien in einzelnen Werken verlängert und die Beschäftigung von Leiharbeitern zurückgefahren, sagte ein Conti-Sprecher. Details sollen bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag bekannt gegeben werden.

Branchenexperten erwarten für das dritte Quartal einen Gewinneinbruch bei Conti um 75 Prozent. Einige gehen zudem davon aus, dass der kurz vor der Übernahme durch den Konkurrenten Schaeffler stehende Hannoversche Konzern wohl bald Arbeitsplätze streichen muss. "Die Krise könnte Conti einige Hundert Stellen kosten", sagte Merck-Finck Analyst Robert Heberger. Die Conti-Aktie schloss am Dienstag 15 Prozent im Minus bei 27 Euro und damit auf dem tiefsten Stand seit rund fünf Jahren. Damit notierte das Papier fast zwei Drittel unter dem Schaeffler-Angebotspreis von 75 Euro.

Gummisparte zum Schnäppchenpreis

Die Krise könnte nach Überzeugung von Analysten auch einen Verkauf der Conti-Gummisparte beschleunigen, da den Reifenhersteller und Autozulieferer nach der VDO-Übernahme eine milliardenschwere Schuldenlast drückt. "Je nachdem, wie groß die Not ist, wird Conti von den derzeitigen Preisvorstellungen von sieben bis elf Mrd. Euro runtergehen und einen Käufer finden", sagte ein Branchenexperte. Conti hatte vor Kurzem erklärt, für die Sparte alle Optionen zu prüfen. Unternehmenskreisen zufolge gibt es allerdings noch keinen Verkaufsprozess. "Es gibt derzeit keine aktiven Gespräche mit Investoren", hieß es in Unternehmenskreisen. Ein Geschäft mit Finanzinvestoren gilt angesichts der zu erwartenden Finanzierungsprobleme als unwahrscheinlich. Medienberichten zufolge sollen allerdings die schon früher genannten Investoren KKR, Bain und CVC interessiert sein.

Strategische Investoren sind offenbar ebenfalls nicht in Sicht. Es habe lockere, aber ergebnislose Kontakte zu den fünf größten Reifenherstellern der Welt gegeben, sagte eine andere mit dem Vorgang vertraute Person. Dazu gehören Michelin, Bridgestone, Goodyear und Pirelli. Einige dieser Hersteller hatten zuletzt aber dementiert oder auf drohende Kartellprobleme verwiesen. Auch von Reifenherstellern der zweiten Reihe gab es keine positive Reaktion. Ein Sprecher des als Interessent gehandelten koreanischen Produzenten Hankook sagte: "Derzeit erwägen wir das nicht einmal." Auto-Analyst Song Sang-hoon von Kyobo Securities ergänzte: "Hankook hat, glaube ich, nicht genug Geld, und es macht in der derzeitigen Lage der Branche auch keinen Sinn." Conti lehnte eine Stellungnahme ab.

Schaeffler sucht nach Co-Investoren

Wie die Zukunft der beiden Conti-Sparten und das Zusammengehen mit Schaeffler aussehen soll, ist vielen im Konzern offenbar weiter unklar. Das Verhältnis leide darunter, dass Schaeffler wenig Einblick in seine Strategie zulasse, hieß es aus Conti-Kreisen. Der fränkische Wälzlagerhersteller darf einer Investorenvereinbarung mit Conti zufolge nur 49,9 Prozent der Conti-Aktien behalten, kommt aber durch seine Übernahme-Offerte auf rund 90 Prozent.

Die Banken, an die Schaeffler die überschüssigen Aktien abgibt, suchen unterdessen nach Käufern für größere Conti-Aktienpakete. "Der Prozess, Investoren für größere Conti-Pakete zu bekommen, liegt in der Verantwortung der mit dem Abverkauf befassten Banken", sagte ein Schaeffler-Sprecher. "Es haben sich Interessenten direkt bei uns gemeldet, wir haben sie allerdings an die Banken weiter verwiesen."

Finanzkreisen zufolge suchen Sal. Oppenheim und Metzler nach Interessenten. Mit den Aktien-Verkäufen könnte Schaeffler seine angespannte Finanzlage verbessern. Finanzkreisen zufolge wird der Wälzlagerhersteller allerdings versuchen, sich über Optionen den Rückerwerb der Aktien in einigen Jahren zu sichern. "Dann muss man sich vor allem über die Vergütung einigen, die ein Investor für das Halten der Conti-Aktien für einen bestimmten Zeitraum erhält", sagte ein Insider.

Bis zur wettbewerbsrechtlichen Freigabe der Conti-Übernahme gehören den Franken die Conti-Aktien allerdings noch nicht. Eine Abgabe der finalen kartellrechtlichen Unterlagen bei der EU-Kommission wird in den kommenden Wochen erwartet. Derzeit ist Schaeffler dabei, letzte Daten von Schaeffler und Conti nachzureichen. "Es ist damit zu rechnen, dass der Deal bis Weihnachten durch ist", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person.

Quelle: ntv.de

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