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Überraschende Verluste Credit Suisse unter Druck

Die weltweit unter den Banken grassierende Finanzkrise erreicht die Schweizer Großbank Credit Suisse. Das zweitgrößte Geldhaus der Eidgenossenschaft gab am Donnerstag für das erste Quartal eine Gewinnwarnung heraus und begründete den Schritt mit einer schwierigen Marktlage im März. Die Credit Suisse hatte sich im Gegensatz zum Konkurrenten UBS frühzeitig aus dem Markt für amerikanische Ramsch-Hypotheken verabschiedet und 2007 noch einen Gewinn von 7,8 Mrd. Franken (fast fünf Milliarden Euro) erzielt.

Mitte Februar hatte die Bank trotz einer peinlicherweise kurz nach der Veröffentlichung des Jahresabschlusses zutage getretenen Milliarden-Abschreibung auf Kreditderivate (CDO) für das erste Quartal noch schwarze Zahlen in Aussicht gestellt. Und in der Tat befand sich die Bank nach eigenen Angaben bis Ende Februar auch in der Gewinnzone. Offenbar war es bis dahin gelungen, die teilweise auf Händler-Tricks zurückgehenden CDO-Verluste durch Erträge anderswo auszugleichen.

Überraschende Gewinnwarnung

Doch nun ist das wohl nicht mehr möglich: "Aufgrund der schwierigen Marktlage im März geht Credit Suisse derzeit nicht davon aus, das erste Quartal 2008 mit einem Gewinn abzuschliessen", teilte die Bank mit. Das wäre für die Credit Suisse dann der erste Quartalsverlust seit dem zweiten Quartal 2003.

Das brachte die Credit-Suisse-Aktie auf Talfahrt. Und Konzernchef Brady Dougan hatte abgesehen von der Aussage, dass die Vermögensverwaltung "ziemlich erfreulich" laufe und weiter Neugeld hereinkomme, seinen Aktionären in einer Telefonkonferenz nicht viel Trost zu bieten. Die Märkte seien im Moment "extrem volatil" und der Druck auf die Branche sei offenkundig groß, erklärte er mit Blick auf die Liquiditätsspritzen von Zentralbanken und dem Notverkauf der amerikanischen Investmentbank Bear Stearns. Es sei nicht mit Sicherheit zu sagen, wie sich dieses auf das Ergebnis im ersten Quartal niederschlage.

Sechs Milliarden Franken verpufft

Am Mittag notierte die Credit-Suisse-Aktie zehn Prozent tiefer bei 46,60 Franken. Der europäische Bankenindex verlor ein Prozent. Die Aktionäre der Bank sind damit am Donnerstagvormittag um etwa sechs Milliarden Franken ärmer geworden. Die für 2007 angekündigten Dividende von 2,50 Franken pro Aktie will die Bank nicht antasten. Nach Ansicht von Analysten ist die Kapitalausstattung der Bank im Branchenvergleich sehr stark.

Die Verschlechterung an den Märkten erreichte nach Dougans Worten viele Anlageklassen und auch in der Vermögensverwaltung seien Kunden weniger aktiv. Zudem wirke sich der schwache Dollar dämpfend auf das Geschäft aus. Dagegen habe es im so genannten "Prime Brokerage"-Geschäft mit Hedgefonds in den letzten Wochen einen außergewöhnlichen Mittelzufluss gegeben.

Dem Börsenkurs der Bank half auch nicht, dass der Verlust im CDO-Handel mit 2,86 Mrd. Franken um 200 Mio. Franken geringer ausfiel als im Februar erwartet. Die Bank betonte, dass die Positionen nun sehr konservativ bewertet seien. Überdies habe man auch andere Bereiche überprüft und dort funktioniere die Überwachung.

Peinliche Tatsachen

Es blieb aber die nach Ansicht von Analysten peinliche und die Reputation schädigende Tatsache, dass der Kontrollsystem der Bank im CDO-Geschäft versagt hatte und es einer Handvoll bonushungriger Händler gelungen war, das System zu überlisten.

Angaben über ihre anderen Risikopositionen machte die Bank am Donnerstag nicht. Immerhin standen im Bereich Übernahmefinanzierung Ende 2007 Kreditverpflichtungen von 36 Mrd. Franken in den Büchern. Und im Geschäft mit der Verbriefung von Geschäftshypotheken betrugen die Bruttobestände 25,9 Mrd. Franken.

Nach Ansicht der Bankanalysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeigt die Entwicklung bei der Credit Suisse, dass die Quartalsabschlüsse amerikanischer Investmentbanken mit Vorsicht zu genießen seien, da diese das erste Quartal bereits per Ende Februar abschließen.

Quelle: ntv.de

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