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Lehman-Kollaps zieht Kreise DZ Bank schnallt Gürtel enger

Die jüngste Verschärfung der Finanzkrise trifft die genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ Bank mit voller Wucht. Die beiden auf eine Fusion zusteuernden Häuser räumten ein, dass unter anderem der Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers Spuren in den Büchern hinterlassen habe. Dabei muss die größere Frankfurter DZ Bank aber wohl mehr Federn lassen als die Düsseldorfer WGZ.

DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch schraubte das Gewinnziel für das laufende Jahr deutlich nach unten. Er sagte in einem am Dienstag veröffentlichten "Handelsblatt"-Interview nur noch ein Ergebnis im unteren dreistelligen Millionenbereich voraus. Bislang war Kirsch zuversichtlich, das Vorjahresergebnis von gut einer Milliarde Euro noch übertreffen zu können. "Die Folgen der Insolvenz von Lehman Brothers haben uns wie auch die gesamte Branche getroffen, genauso die Vorgänge in Island", sagte der Bankchef. Kirsch stellte die neue Prognose ausdrücklich unter den Vorbehalt, dass nicht weitere negative Faktoren hinzukommen.

Island sorgt für Unruhe

Der Zusammenbruch von Lehman im September hat weltweit die Vertrauenskrise in der Bankenbranche nochmals verschärft. Die Institute leihen sich untereinander kaum mehr Geld, was einige Geldhäuser in ernste Liquiditätsschwierigkeiten gebracht hat. Für zusätzliche Unruhe sorgten Turbulenzen von international tätigen Banken aus Island, die mittlerweile verstaatlicht wurden.

Die DZ Bank hatte die möglichen direkten Belastungen aus dem Lehman-Kollaps vor einem Monat bereits mit 300 Mio. Euro beziffert. Die WGZ Bank sprach von deutlich weniger als 50 Mio. Euro. "Die Verschärfung der Krise hat natürlich auch bei uns Spuren hinterlassen", sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Instituts am Dienstag. Die Bank bleibe beim Ausblick "defensiv". Er bekräftigte, dass das Rekordergebnis des Vorjahres nicht erreicht werde.

Hilfspaket kein Thema

Trotz neuer Belastungen ist das Banken-Hilfspaket der Bundesregierung für die Spitzen-Kreditgenossen aber offenbar kein Thema. "Ein staatlicher Einfluss passt grundsätzlich einfach nicht zum genossenschaftlichen Gedanken", betonte Kirsch. Bei Kapitalfragen seien die Volks- und Raiffeisenbanken als Eigentümer die erste Anlaufstelle. Derzeit seien Kapitalerhöhungen für die DZ Bank aber kein Thema. Anders sehe dies möglicherweise im nächsten Jahr aus, wenn die beiden Spitzeninstitute zur drittgrößten deutschen Bank fusionieren wollen.

Kirsch betonte, dass die Zuspitzung der Krise die Gespräche über einen Zusammenschluss nicht beeinträchtige: "Im Gegenteil, die Krise hat die industrielle Logik der Fusion deutlicher gemacht." Die im harten Wettbewerb um Privatkunden stehenden Volks- und Raiffeisenbanken erhoffen sich durch die Fusion Einsparungen von bis zu 120 Mio. Euro pro Jahr.

Quelle: ntv.de

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