Kreativer Stellenabbau Daimler schreibt Briefe
31.10.2008, 17:45 UhrDer Autobauer Daimler will sich bisher unbestätigten Informationen zufolge mit einem Stellenabbau auf die Absatzkrise der Branche einstellen. Offenbar will sich der Konzern dabei in allen Mercedes-Benz-Werken von Verwaltungskräften und produktionsnahen Mitarbeitern trennen.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bietet die Personalabteilung des größten Produktionswerks Sindelfingen diesem Mitarbeiterkreis laut Mitarbeiter-Brief an, freiwillig über Frühpensionierung, Altersteilzeit oder Ausscheidensvereinbarungen das Unternehmen zu verlassen. In dem Schreiben an die Mitarbeiter heißt es, diese Möglichkeiten ständen allen Standorten von Mercedes-Benz-Pkw offen. Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge haben auch Beschäftigte im Stammwerk Untertürkheim entsprechende Briefe erhalten.
Daimler wollte sich zu dem Brief nicht im Detail äußern. Eine Sprecherin sagte in Stuttgart, der Konzern plane kein neues Personalabbauprogramm. Allerdings könne es "grundsätzlich im Rahmen der Umsetzung von Effizienzsteigerungen zu kleineren Anpassungen kommen", sagte sie. Mercedes-Benz hatte zuletzt im Jahr 2005 Stellen abgebaut und sich von 8500 Mitarbeitern über teure Abfindungsvereinbarungen getrennt.
Den Mercedes-Beschäftigten in Sindelfingen wird angeboten, bis Ende Februar Vereinbarungen über den freiwilligen Ausstieg abzuschließen. Frühzeitige Vereinbarungen sollen finanziell noch einmal versüßt werden. Mitte November sollen dazu Informationsgespräche stattfinden. Vorrangig spricht Daimler dem Schreiben zufolge Mitarbeiter in der Verwaltung, Beschäftigte mit eingeschränkten Tätigkeiten und produktionsnahe Kräfte etwa in der Logistik an. In Sindelfingen werden vor allem die E-, C- und S-Klasse gebaut, Untertürkheim liefert weltweit Motoren, Achsen und Getriebe in die Montagewerke.
Ein Konzern macht sich wetterfest
Daimler kämpft wie fast alle Autobauer mit einer ausgeprägten Absatzflaute und lässt bereits seit Wochen tageweise die Produktion in seinen Pkw-Werken ruhen. Über den Jahreswechsel werden rund 150.000 Beschäftigte in den Werken Stuttgart-Untertürkheim, Sindelfingen, Rastatt, Hamburg, Berlin und Bremen in eine Zwangspause geschickt, die zum Teil vier Wochen dauert. Damit will Mercedes-Benz die hohen Fahrzeugbestände reduzieren und eine weitere Produktion auf Halde vermeiden.
Von Jahresbeginn bis Ende September baute die Pkw-Gruppe Mercedes-Benz mit 1,06 Mio. Autos zwölf Prozent mehr Fahrzeuge als vor Jahresfrist, verkaufte weltweit jedoch nur 988.000 Stück.
Wenn sich der Pkw-Absatz im kommenden Frühjahr nicht belebe, müsse Daimler die Wochenarbeitszeit verkürzen und notfalls Kurzarbeit anmelden, hatte Personalchef Günther Fleig zu Wochenbeginn gesagt. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Daimler bis Ende Jahr 2011 ausgeschlossen.
Quelle: ntv.de