Meldungen

Banken schlagen zu Daimler verkauft EADS-Aktien

Nach monatelangen Diskussionen ist der Einstieg von Banken und Bundesländern beim europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS perfekt. Damit will Deutschland die Machtbalance mit Frankreich in dem vor sieben Jahren geschmiedeten deutsch-französischen Konzern sichern, der vor tief greifenden Umstrukturierungen steht.

Ein Konsortium aus 15 Investoren übernimmt vorübergehend 7,5 Prozent an EADS vom Stuttgarter Autokonzern DaimlerChrysler. Die Stimmrechte soll aber weiterhin DaimlerChrysler ausüben. Die Bundesregierung, die das Konsortium initiiert hatte, nannte die Konstruktion am Freitag eine gute Lösung für EADS und zur Sicherung der deutschen Interessen.

Mit der komplizierten Transaktion baut DaimlerChrysler seine Beteiligung an der EADS wie angestrebt auf 15 Prozent ab. Doch bleiben die Stuttgarter im Besitz der Stimmrechte für die bisher gehaltenen 22,5 Prozent -und sichern Deutschland damit Einfluss bei der angeschlagenen EADS. Die französischen Mitgesellschafter Lagardere und der französische Staat halten zusammen ebenfalls 22,5 Prozent. Beide haben der Transaktion zugestimmt. Die Anteilsstruktur wurde bis 1. Juli 2010 festgezurrt, danach hat die deutsche Bundesregierung ein Vorkaufsrecht für die bei den Banken geparkten Anteile. Sie erklärte, sie sei noch immer auf der Suche nach einem langfristigen Investor.

DaimlerChrysler fließen 1,5 Mrd. Euro zu


Als Gegenleistung für ihre mittelbare Beteiligung an EADS erhält DaimlerChrysler von den Banken 1,5 Mrd. Euro. Der unter Verlusten seiner US-Tochter Chrysler leidende Autobauer kann die Einnahme noch im ersten Quartal verbuchen. Er zählt die Beteiligung an der Nachfolgegesellschaft seiner Tochter Dasa nicht mehr zu seinen strategischen Beteiligungen. Den Banken verspricht DaimlerChrysler, 75 Prozent mehr Dividende zu zahlen als die anderen EADS-Eigner erhalten. Außerdem profitieren die Finanzkonzerns von Kurssteigerungen.

Die neuen Anteilseigner von EADS sind insgesamt 15 Banken. Sieben Privatbanken übernehmen 60 Prozent des Anteilspakets, auf öffentlicher Seite beteiligten sich neben der KfW mit 13 Prozent die Länder Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Bremen und Niedersachsen, über Beteiligungsgesellschaften oder ihre Förderbanken an der Zweckgesellschaft. In diesen fünf Ländern hat EADS Standorte. Allianz, Commerzbank, Credit Suisse, Deutsche Bank und Goldman
Sachs halten je zehn Prozent.

EADS betrachtet den Einstieg des Investorenkonsortiums als reine Finanztransaktion, die die deutsch-französische Balance nicht berühre. Auch die zwischen Deutschland und Frankreich fein austarierten Führungsstrukturen seien davon nicht betroffen. Der Flugzeug-und Rüstungskonzern war wegen massiver Probleme seiner Tochter Airbus in die Krise geraten. Wegen Lieferverzögerungen beim Großraumflugzeug A380 hat Airbus im vergangenen Jahr wohl rote Zahlen geschrieben und auch EADS die Bilanz verhagelt.

Mit dem Sanierungsprogramm "Power8" soll Airbus wieder auf Spur gebracht werden. EADS will Milliarden sparen. Die deutschen Gewerkschaften fürchten, dass die Sanierungsbemühungen, zu denen auch Stellenstreichungen und Werksschließungen gehören können, zu Lasten Deutschlands gehen könnten. Die Bundesregierung pochte auch deshalb darauf, dass der EADS-Anteil von DaimlerChrysler in deutscher Hand bleiben sollte, um mit der Regierung in Paris auf Augenhöhe verhandeln zu können.

Besser aufgestellt

"Mit Stabilität im Aktionärskreis sind wir für die jetzt anstehenden schwierigen Gespräche und Verhandlungen besser aufgestellt", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin. Im Ringen um Arbeitsplätze bei Airbus hatte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der Muttergesellschaft EADS mit dem Entzug von Rüstungsaufträgen gedroht. EADS warnte jedoch, dass dies dem Wirtschaftsstandort Deutschland schade. Das Sanierungsprogramm solle für beide Länder fair ausgestaltet werden.

Aktionärsvertreter bezeichneten den Einstieg der Banken als "Augenwischerei". Das eigentliche Problem -die Balance der Kräfte -sei nur auf das Jahr 2010 verschoben worden, urteilte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen