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Investmentbanking zieht Deutsche Bank überrascht

Die Deutsche Bank ist nach dem Rekordverlust 2008 mit einem überraschend hohen Gewinn ins neue Jahr gestartet. Hauptgrund für das Milliarden-Ergebnis war wie bei vielen Rivalen in den USA und der Schweiz der Boom an den Anleihemärkten, der dem Institut in diesem Segment Rekorderträge in die Kassen spülte. Dies führte im krisengeschüttelten Investmentbanking erstmals seit mehr als einem Jahr wieder zu schwarzen Zahlen. Bankchef Josef Ackermann, dessen Vertrag am Montagabend überraschend um drei Jahre verlängert wurde, warnt jedoch angesichts der Rezession vor weiteren Schwierigkeiten im Geschäft. "Im Zuge des drastischen Konjunktureinbruchs zeichnet sich ein Anstieg der Ausfallraten in den Kreditportfolios ab", heißt es in dem Zwischenbericht.

Der Nettogewinn in den ersten drei Monaten betrug 1,2 Mrd. Euro, was 50 Prozent über den Analystenprognosen liegt. Im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von 141 Mio. Euro in den Büchern. Vor Steuern verdiente die Bank 1,8 Mrd. Euro, womit sie ohne Berücksichtigung bestimmter Einmaleffekte ihr in der Politik hoch umstrittenes Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent wieder erreicht hat. Ackermann hält beharrlich an dieser Marke fest, was ihm bei Kritikern den Ruf eines "gierigen Kapitalisten" einbrachte. Für den Schweizer ist dieses Ziel dagegen ein Grund dafür, dass die Bank als eine der wenigen weltweit keine Staatshilfe braucht.

"Wir haben das notwendige Kapital und die strategische Unabhängigkeit bewahrt", betonte der 61-Jährige, der nun bis 2013 an der Spitze der Bank stehen soll. Der Aufsichtsrat hat auch nach mehrmonatiger Suche keinen geeigneten Kandidaten für Ackermann gefunden, der das Institut bislang vergleichsweise stabil durch die Finanzkrise gesteuert hat. Nach weiteren Belastungen von 1,5 Mrd. Euro zu Jahresbeginn summieren sich die Abschreibungen seit Anfang der Marktturbulenzen mittlerweile auf mehr als zehn Milliarden Euro - einige Konkurrenten müssen ein Vielfaches verkraften. Die Kernkapitalquote liegt zum Ende des Quartals bei 10,2 Prozent und damit über der Zielgrößte von zehn Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Bank ihre Risikopositionen drastisch abgebaut - koste es, was es wolle. Dies führte zum Rekordverlust von fast vier Milliarden Euro.

Boom bei Staatsanleihen

Im ersten Quartal kamen der Deutschen Bank unter anderem die Konjunkturprogramme weltweit zu Gute, die zu einem Boom an neuen Staatsanleihen führten. Zudem rüsteten sich Firmen mit der Ausgabe neuer Anleihen für die Rezession. Auch andere Investmentbanken wie Credit Suisse, Goldman Sachs oder JP Morgan profitierten im ersten Vierteljahr von diesem Boom. Die Deutsche Bank gehört weltweit zu den größten Häusern im Anleihegeschäft. Die Erträge verdreifachten sich knapp auf 3,8 Mrd. Euro und machten damit fast die gesamten Einnahmen im Investmentbanking aus. Denn im Aktienhandel waren die Erträge erneut rückläufig. Branchenexperten rechnen damit, dass der Bond-Effekt im Jahresverlauf abebbt.

Analysten verwiesen darauf, dass die Bank in anderen Sparten, wie etwa dem Privatkundengeschäft, Einbußen hinnehmen musste. Zudem schrieb die Vermögensverwaltung weiter rote Zahlen. "Die Ergebnisse sind ausschließlich vom Anleihemarkt getrieben", sagte JP-Morgan-Analyst Kian Abouhossein. Er erwartet im Jahresverlauf weitere Belastungen für die Deutsche Bank. Im Visier der Experten steht vor allem die Risikovorsorge, die sich im ersten Quartal auf 526 Mio. Euro mehr als vervierfachte.

Schwaches Privatkundengeschäft

Im Brot- und Butter-Geschäft mit Privatkunden und der Vermögensverwaltung musste die Deutsche Bank weiter Federn lassen. Von Januar bis März verdiente das größte deutsche Kreditinstitute in der Sparte nur noch 34 Mio. Euro vor Steuern nach 492 Mio. Euro im Jahr zuvor. Das klassische Privatkundengeschäft büßte rund ein Drittel des Vorsteuerergebnisses ein. In der Vermögensverwaltung, zu der die Fondstochter DWS einen wesentlichen Anteil beiträgt, entstand sogar ein Verlust von 173 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2008 hatte die Deutsche Bank hier noch einen Gewinn von 188 Mio. Euro gemacht.

Die Deutsche Bank führte den Ergebnisrückgang vor allem auf die aktuelle Marktentwicklung zurück. Kunden hätten sich mit dem Handel von Wertpapieren wegen der Unsicherheit an den Märkten zurückgehalten und weniger komplexe Anlageprodukte nachgefragt. Zudem sei der Absatz von Versicherungen hinter dem Niveau des Vorjahres zurückgeblieben. Negativ auf das Ergebnis schlug auch die Risikovorsorge für faule Kredite durch, die um 35 Prozent auf 169 Mio. Euro stieg. Vor allem in Deutschland, Spanien und Polen rechnet die Deutsche Bank mit mehr Kreditausfällen.

Bankchef Josef Ackermann will die Vermögensverwaltung mit Sparmaßnahmen wieder fit machen. "In unserem Geschäftsbereich Asset and Wealth Management konzentrieren wir uns angesichts des schwierigen Ertragsumfelds auf das Kostenmanagement", erklärte er im Zwischenbericht. So sollen etwa bei der Fondstochter DWS Stellen wegfallen, auch die Fondspalette steht auf dem Prüfstand. 2008 hatte die gesamte deutsche Fondsbranche Rekordabflüsse verzeichnet, die DWS wurde davon besonders hart getroffen.

Quelle: ntv.de

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