Auch EU ohne Hoffnung Deutsches BIP bricht ein
19.01.2009, 11:55 UhrDie EU-Kommission erwartet für Deutschland in diesem Jahr den schärfsten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im Vorjahresvergleich um 2,3 Prozent sinken, prognostizierte die Kommission in Brüssel in ihrem neuen Konjunkturgutachten.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise beschert ganz Europa eine Rezession. Das BIP der Eurozone wird laut Kommission im laufenden Jahr um 1,9 Prozent zurückgehen; für 2010 sehen die EU-Experten ein kleines Wachstum von 0,4 Prozent vorher. Die EU-Kommission hat Anzeichen dafür, dass es schon in der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder aufwärtsgehen könnte.
Deutschland als starke Exportnation leide insbesondere unter dem Rückgang im Welthandel. 2010 solle es mit einem BIP-Wachstum von 0,7 Prozent eine Erholung geben. 2008 war die deutsche Wirtschaft noch um 1,3 Prozent gewachsen.
Nach Einschätzung der Brüsseler Experten wird Berlin 2010 mit einem Staatsdefizit von 4,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt den Euro-Stabilitätspakt verletzen. Dessen Defizitgrenze liegt bei 3,0 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet Brüssel eine Neuverschuldung von 2,9 Prozent. Grund für den dramatischen Anstieg sind öffentliche Ausgaben im Kampf gegen Wirtschafts- und Finanzkrise.
Regierungsbericht am Mittwoch
Auch die Bundesregierung rechnet in ihrer neuen Konjunkturprognose mit einer deutlichen Abschwächung der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr. Nach Zeitungsberichten wird die amtliche Prognose der Regierung wohl bei minus 2,2 oder 2,3 Prozent liegen. Ein Bericht der Regierung wird für den Mittwoch erwartet.
Bislang hatte die Bundesregierung für dieses Jahr ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Im vergangenen Jahr stieg die Wirtschaftsleistung noch um 1,3 Prozent.
Experten uneins
Nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Allianz, Michael Heise, wird die deutsche Konjunktur bereits Mitte 2009 wieder anziehen. Im Wirtschaftsmagazin "impulse" prognostizierte er, wegen der rückläufigen Rohstoffpreise werde die Kaufkraft steigen und der Abschwung dadurch nicht allzu stark ausfallen. "Der sinkende Ölpreis ist der beste Konjunkturstimulus", sagte Heise. Die Gefahr einer Deflation sehe er nicht. Die Verkaufspreise bei gleichzeitigem Rückgang der Inflation seien derzeit stabil. Davon profitiere das Wirtschaftswachstum.
Andere Prognosen gehen dagegen erst später mit einer wieder positiven Konjunktur-Entwicklung aus. So hatte jüngst das Institut der deutschen Wirtschaft (IW/Köln) von einer "Durststrecke" 2009 und einer möglichen Überwindung der Krise im Jahr 2010 gesprochen. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet zum Ende 2009 mit einen Anziehen der Konjunktur.
Die EU-Kommission erwartet trotz des starken Rückgangs der Inflationsrate keine Deflation in Europa. In einigen Ländern könne das Preisniveau zurückgehen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia. "Wir sehen aber ein Risiko der Deflation." Die Inflationserwartungen seien auf mittlere Sicht noch immer bei zwei Prozent Preisanstieg verankert. Auch würden die Löhne und Lohnstückkosten weiter steigen.
Quelle: ntv.de