OECD: Flaute erst 2009 Deutschland bleibt stark
04.06.2008, 15:30 UhrFinanzkrise und Euro-Stärke bringen den deutschen Aufschwung nach Einschätzung der OECD nicht aus der Spur. Die Organisation der 30 Industrieländer hob ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 2,1 auf 2,3 Prozent an und sieht Deutschland damit in der Rolle der Konjunkturlokomotive in der Euro-Zone.
Allerdings könne sich die Wirtschaft nicht auf Dauer von der schwächeren Weltkonjunktur abkoppeln, hieß es. Für 2009 senkte die OECD deshalb ihre Prognose von 1,6 auf 1,0 Prozent. Nach einer Delle werde es aber ab Mitte nächsten Jahres wieder bergauf gehen. "Dann könnte die Konjunktur schon wieder auf vollen Touren laufen", sagte OECD-Experte Andreas Wörgötter in Paris.
USA schrammen an tiefer Rezession vorbei
Im internationalen Vergleich stehe Deutschland gut da. "Die konjunkturelle Abschwächung ist gegenüber sehr vielen anderen Ländern wie etwa Irland, Spanien oder USA sehr gering", sagte Felix Hüfner von der OECD. Trotz der düsteren Wolken am Konjunkturhorizont geht seine Organisation davon aus, dass die USA an einer "tiefen Rezession vorbeischrammen" werden. Allerdings werde die von Ölpreisschock sowie Finanz- und Hypothekenkrise gebeutelte größte Volkswirtschaft der Welt dieses Jahr arbeitstäglich bereinigt nur um 1,2 Prozent wachsen und 2009 sogar nur um 1,1 Prozent.
Deutsche Firmen stecken hingegen den Ölpreisschock und die Turbulenzen an den Finanzmärkten besser weg. Dies liege unter anderem daran, dass sie sich stärker durch einbehaltene Gewinne finanzierten und weniger auf Kredite angewiesen seien. "Wir sehen auch keine Anzeichen für eine Kreditklemme", sagte Hüfner. Auch die Euro-Stärke habe dem Aufschwung bislang nicht gefährlich werden können. Die Exporteure hätten den Währungseffekt durch höhere Preise für ihre zumeist hochwertigen Güter im Ausland abgefedert und sich gegen Wechselkursrisiken abgesichert. Selbst die gestiegenen Kosten für Rohöl könnten deutsche Firmen an anderer Stelle wieder hereinholen. Sie profitierten von den Petro-Dollars aus dem boomenden Ölgeschäft, die viele Opec-Staaten wieder in Deutschland investierten.
Ern üchterndes zweites Quartal
Dennoch werden die Bäume nach dem starken Auftaktquartal nicht in den Himmel wachsen, wie die OECD vorhersagt. Das zweite Vierteljahr wird nach Ansicht der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ernüchternd ausfallen: Sie prognostiziert ein Minus von 0,5 Prozent. Grund sei unter anderem, dass das Exportwachstum nachlasse. Die schwächere Entwicklung bei den Ausfuhren und Investitionen könne mittelfristig aber zum Teil durch eine Belebung des privaten Konsums wettgemacht werden. Insbesondere kräftige Lohnsteigerungen dürften für höhere Einkommen sorgen. Auch die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt werde dafür sorgen, dass die Menschen weniger Geld sparten und wieder mehr in den Konsum steckten. Im Zuge der konjunkturellen Abkühlung würden jedoch die Arbeitslosenzahlen nicht mehr so stark zurückgehen wie zu Boomzeiten.
2009 werde Deutschland aber wieder allmählich sein Wachstumspotenzial ausschöpfen, sagte Wörgötter. Daher seien Konjunkturprogramme derzeit überflüssig, da sie mit Verzögerung wirkten. Auch für Steuersenkungen lässt die Budgetsituation aus Sicht der OECD derzeit keinen Spielraum. Außerdem plädiert die Organisation dafür, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren. Dadurch könne Deutschland auf Dauer ein höheres Wachstum erreichen.
Quelle: ntv.de