Die US-Gewerkschaft United Steelworkers (USW) hat dem Autozulieferer Continental Managementfehler im US-Pkw-Reifengeschäft vorgeworfen. Conti habe sich zu sehr auf die Erstausrüstung (OEM) konzentriert und das lukrative Ersatzreifengeschäft vernachlässigt, kritisierte Joe Drexler von der USW einen Tag vor der Hauptversammlung von Continental.

Ein Firmensprecher hielt dagegen, der Konzern habe frühere Fehler im Nordamerika-Geschäft längst eingeräumt und Konsequenzen gezogen: "Wir sind im Pkw-Ersatzreifengeschäft wieder in den schwarzen Zahlen und haben uns insgesamt signifikant verbessert."

Conti fährt im US-Pkw-Reifengeschäft seit Jahren Verluste ein. Drexler warf dem Konzern vor, er habe in den vergangenen fünf Jahren mit der US-Tochter Continental Tire of North America (CTNA) 1,2 Milliarden Dollar Verlust gemacht, das den Aktionären aber nicht mitgeteilt. Nach Firmenangaben waren es insgesamt rund eine Milliarde Dollar. Die Reifenfertigung in Mayfield und Charlotte wurde im vergangenen Jahr stillgelegt.

Ähnlich wie Drexler hatte sich in der vergangenen Woche der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre geäußert. Er will auf der Hauptversammlung Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlasten und verlangt, die Gewinne und Verluste von CTNA zu veröffentlichen. Bis vor kurzem seien den Aktionären "finanzielle Schlüsselinformationen" vorenthalten worden. Conti bezeichnete in einer Stellungnahme zum Gegenantrag des Verbands dessen Vorwürfe als nicht nachvollziehbar. Conti habe jederzeit detailliert über das Reifengeschäft in Nordamerika berichtet.

Die US-Gewerkschafter werfen Conti zudem vor, die Übernahme der Gesundheitskosten für Rentner massiv gekürzt zu haben. Conti hatte die Zahlungen auf 3000 Dollar pro Jahr begrenzt und darauf verwiesen, dass die USW nicht verhandlungsbereit gewesen sei.