Hoffen auf Bernhard Dicke VW-Krise in China
21.04.2005, 13:51 UhrDer Autobauer Volkswagen hat mit einem strammen Sparkurs die Ertragswende geschafft, gerät aber im zweitwichtigsten Markt China durch eine immer dramatischere Krise erneut in Gefahr.
Im ersten Quartal erreichte VW in China nach Angaben von Konzernchef Bernd Pischetsrieder nur noch ein "in etwa ausgeglichenes Ergebnis", nachdem schon 2004 der Gewinn auf 212 Mio. Euro oder weniger als die Hälfte geschmolzen war. Der Absatz in China brach wegen falscher Modellauswahl und schlechter Vertriebswege im ersten Quartal um über 30 Prozent ein.
Neuausrichtung in China
Pischetsrieder ging auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Hamburg selbstkritisch mit dem Absatzeinbruch in China um. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den VW-Konzern in China neu auszurichten", sagte er. So soll das veraltete Vertriebsnetz verbessert werden, andere Modelle auf den Markt gebracht werden und die Marken schärfer getrennt werden.
China gehört zu den am härtesten umkämpften Automärkten der Welt zählt. Weltkonzerne wie GM oder Toyota greifen die früh in China gestartete Marke VW mit einer Rabattschlacht an.
Formotion greift
Doch trotz der schlechten Entwicklung in Asien steht Volkswagen dank des harten Sparkurses vor einem deutlichen Gewinnanstieg. Schon im ersten Quartal 2005 hatten die Wolfsburger 41 Prozent mehr verdient haben als im Vorjahr. "Die folgenden drei Quartale werden auf jeden Fall besser ausfallen als das erste Quartal", sagte Pischetsrieder. Er gab aber keine genaue Prognose ab.
Der Autobauer verbesserte im ersten Quartal das operatives Ergebnis um 135 Mio. Euro oder 41,2 Prozent auf 464 Mio. Euro. Gleichzeitig fiel der Umsatz aber um 2,4 Prozent auf 21,1 Mrd. Euro. Allein im März brachen die Auslieferungen weltweit um vier Prozent ein.
Jeder Euro zählt
Der Konzern machte darauf aufmerksam, dass die Investitionen deutlich zurückgenommen worden sind. Die Verbesserung des Gewinns wurde im Wesentlichen durch die Einsparungen im Konzernbereich Automobile erreicht, zur Hälfte von der Markengruppe Volkswagen. "Jeder Euro zählt", sagte der Konzernchef. Der Konzern zeigte sich zuversichtlich, mit dem Sparprogramm ForMotion das Ziel von 3,1 Mrd. Euro Einsparungen 2005 zu erreichen. Noch 2004 war der operative Gewinn um 12 Prozent auf zwei Mrd. Euro gefallen, die Stammmarke VW schrieb rote Zahlen.
Unmittelbar vor der Hauptversammlung hatte VW den Vorstand verkleinert und Sanierer Wolfgang Bernhard wie erwartet zum Chef der angeschlagenen Markengruppe Volkswagen befördert. Bernhard übernimmt die Funktion zum 1. Mai, leitet aber faktisch schon jetzt die Marke.
Bernhard übernimmt im Mai
Bernhard wird Chef der Marken VW, Skoda und Bentley. Die andere Markengruppe aus Audi, Seat und Lamborghini wird von Martin Winterkorn geführt. Insgesamt wird der Konzernvorstand auf sechs Personen verkleinert.
Die Modelloffensive des Herstellers führt nach Firmenangaben zu ersten Erfolgen: Die Verkaufszahlen des Vans Touran, des Kleinwagens Fox und des Kompaktwagens Skoda Octavia seien "deutlich angestiegen", die neuen Modelle Golf Plus und GTI sowie Audi A6 Kombi gut gestartet. Die Nachfrage nach den VW-Nutzfahrzeugen steige auch. Für das laufende Jahr erwartet VW in den USA mit der vollen Verfügbarkeit des Audi A4 und Audi A6 sowie den Modellwechseln bei Jetta und Passat eine Verbesserung der Verkaufszahlen.
Quelle: ntv.de