Atticus rudert zurück Doch keine Abspaltungspläne
23.02.2007, 08:04 UhrDer US-Hedgefonds Atticus fordert von der Deutschen Börse offenbar doch keine komplette Abspaltung des Abwicklers Clearstream. Ein Sprecher von Atticus sagte Reuters am späten Donnerstagabend, Aussagen in einem zuvor veröffentlichten Brief an Börsen-Aufsichtsratschef Kurt Viermetz seien missverstanden worden.
Es gehe Atticus nicht um eine Loslösung von Clearstream aus dem Konzernverbund, sondern lediglich um eine rechtliche Verselbständigung Clearstreams unter dem Dach der Börse. "Insofern stimmen wir damit überein, was das Management der Börse tun will, wir ermutigen sie nur, es so schnell wie möglich zu tun", sagte der Sprecher.
Börsen-Chef Reto Francioni hatte am Donnerstagmittag auf der Bilanzpressekonferenz des Frankfurter Börsenbetreibers zwar einen Konzernumbau angekündigt, eine Trennung von einzelnen Bereichen aber ausgeschlossen. Clearstream mit Sitz in Luxemburg ist für die Abwicklung und Abrechnung von Wertpapiergeschäften zuständig und größter Umsatztreiber des Konzerns. Bereits in der Vergangenheit hatten Bankanalysten eine Aufspaltung der Börse vorgeschlagen, um mehr Mittel zur Ausschüttung an die Aktionäre zu heben.
In dem Reuters vorliegenden Brief hatte der Atticus, der nach eigenen Angaben 11,68 Prozent an der Börse hält, außerdem eine Veräußerung von 20 Prozent der Börsen-Aktien per Auktion und eine Beschleunigung des Tempos der Aktienrückkäufe sowie der anschließenden Ausschüttung von Geldern an die Anteilseigner gefordert. Dazu nahm der Sprecher nicht Stellung.
Atticus bezeichnet in dem Schreiben die Ausschüttungspolitik der Börse vor dem Hintergrund eines neuen Ergebnisrekords als "zu konservativ" und das Unternehmen selbst als "dramatisch unterbewertet". Der Frankfurter Marktbetreiber hat seit dem letzten großen Konflikt mit einem Teil seiner Aktionäre Anfang 2005, dem auch der damalige Vorstandschef Werner Seifert zum Opfer fiel, rund 1,9 Mrd. Euro an die Anteilseigner verteilt -nicht zuletzt auf Drängen der maßgeblich beteiligten Hedge-Fonds.
Atticus hatte 2005 gemeinsam mit TCI die Ablösung Seiferts betrieben, die geplante Übernahme der Londoner Börse LSE durch die Deutschen gestoppt und zunächst auf eine Fusion mit der paneuropäischen Gemeinschaftsbörse Euronext gedrängt. Dieser Plan ging nicht auf, da die Euronext-Führung einer Fusion mit der New York Stock Exchange (Nyse) den Vorzug gab.
Quelle: ntv.de