Glos mahnt Schwellenländer Doha-Runde beginnt
21.07.2008, 07:52 UhrUnmittelbar vor Beginn der Verhandlungen zum Abbau von Industriezöllen hat Bundeswirtschaftsminister Michael Glos die großen Schwellenländer aufgefordert, bei den Welthandelsgesprächen in Genf mehr Zugeständnisse zu machen. "Große Schwellenländer wie Brasilien, Indien und China dürfen sich nicht hinter der Bezeichnung Entwicklungsland verstecken", schrieb Glos in einem Gastbeitrag für die "Financial Times Deutschland". Auch die großen Schwellenländer müssten ihrer Verantwortung für das multilaterale Handelssystem gerecht werden. Verbesserter Marktzugang könne nicht nur eine Einbahnstraße sein, auch deutsche Unternehmen müssten Vorteile von der angestrebten Handelsliberalisierung haben, forderte der CSU-Politiker.
In Genf beginnen am heutigen Montag die Verhandlungen über den Abschluss der im Jahr 2001 gestarteten Doha-Runde zur weiteren Liberalisierung des Welthandels. Entwicklungs- und Schwellenländer fordern den Abbau staatlicher Landwirtschaftssubventionen in den reichen Industrienationen, damit ihre Agrarprodukte auch dort eine Chance haben. Die USA und Europa verlangen im Gegenzug den Abbau von Handelshemmnissen in den ärmeren Ländern. Glos wird voraussichtlich am Donnerstag nach Genf reisen, wenn die Gespräche in die heiße Phase treten.
Deutsche Wirtschaft warnt vor einem Scheitern
Angesichts der festgefahrenen Fronten zwischen reichen und armen Ländern warnte die deutsche Wirtschaft vor einem Scheitern der WTO-Verhandlungsrunde. "Das Ministertreffen ist auf absehbare Zeit wohl die letzte Chance, den Weg für den Abschluss der Verhandlungen frei zu machen", sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann dem "Handelsblatt" laut Vorabbericht. Sollte das Ministertreffen scheitern, sei der nächste erfolgversprechende Anlauf nicht vor 2010 zu erwarten.
Thumann verwies darauf, dass eine Einigung gerade wegen der derzeitigen Bremsspuren im internationalen Handel durch die hohen Energiepreise und die Finanzkrise nötig sei. Der BDI-Präsident warnte aber auch vor einer Einigung um jeden Preis. Das Verhandlungsergebnis müsse für alle Industriebranchen "per Saldo" akzeptabel sein.
Quelle: ntv.de