Verkauf dieses Jahr wahrscheinlich Dresdner Bank bleibt Sorgenkind
20.02.2008, 10:12 UhrDie Geschäfte der Allianz laufen glänzend. Dennoch wird der Vorstand des Münchner Versicherungskonzerns am Donnerstag, wenn er die Bilanz für 2007 vorstellt, kein leichtes Spiel haben. Die US-Hypothekenkrise und ihre Nachwehen an den weltweiten Börsen machen auch der Allianz zu schaffen, vor allem ihrer Tochter Dresdner Bank. Das wird die Frage aufwerfen, ob die Allianz bei dem Institut die Notbremse zieht.
Einige Branchenexperten wie UniCredit-Analyst Lucio di Geronimo rechnen mit einer schnellen Entscheidung: "Auf die Verluste der Dresdner Bank im vierten Quartal wurden offenbar keine Verlustvorträge gebildet. Daraus kann man eigentlich nur schließen, dass die Allianz noch 2008 das Problem Dresdner Bank lösen will", sagt der Experte. Sollte die Tochter nicht verkauft werden, würde die Allianz dann steuerliche Vorteile verschenken - was mehr als unüblich wäre.
Trennung ohne Verlust kaum machbar
Der Allianz-Vorstand hat sich stets zur Dresdner Bank und ihrer krisengeschüttelten Investmentbank-Sparte bekannt. Die Bank ist seit der 24 Milliarden Euro teuren Übernahme im Jahr 2001 immer wieder umgebaut worden - allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Wegen der Finanzkrise, die tiefe Löcher in die Bilanzen vieler Banken gerissen hat, dürfte es auch nicht leicht sein, sich ohne Verluste von der Dresdner Bank zu trennen.
"Ich könnte mir vorstellen, dass die Allianz die Dresdner Bank teilweise - insbesondere das Firmenkunden- und Kapitalmarktgeschäft - an einen Restrukturierungsspezialisten wie Lone Star oder JC Flowers abgeben wird", sagt Analyst di Geronimo. "Vielleicht präsentiert sie dazu schon am Donnerstag eine Absichtserklärung, die Details würden dann nach der Prüfung der Bücher endgültig festgezurrt." Wegen des stark gefallenen Aktienkurses stehe die Allianz unter Zeitdruck.
Druck durch Aktienkurs
Allianz-Aktien kosten derzeit rund 116 Euro. Mitte Juni, also vor Beginn der US-Hypothekenkrise, waren es noch 180 Euro. Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank sieht die Risiken durch die Hypothekenkrise als verkraftbar an. Er empfiehlt die Aktie des Konzerns zum Kauf und sieht den fairen Wert bei 177 Euro.
Veröffentlicht hat die Allianz bislang nur vorläufige Zahlen für 2007. Danach fuhr sie einen Überschuss von acht Milliarden Euro ein, ein Rekordwert und eine Milliarde mehr als im Jahr zuvor. In der Banksparte, die von der Dresdner Bank getragen wird, gab es aber im vierten Quartal rote Zahlen. Grund dafür waren Abschreibungen von rund 900 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Hypotheken- und Finanzkrise. Schon im dritten Quartal waren Abschreibungen von 575 Millionen Euro angefallen.
Quelle: ntv.de