Nun doch kein Coba-Posten Dresdner-Chef winkt ab
10.12.2008, 18:08 UhrNach der Übernahme der angeschlagenen Dresdner Bank durch die Commerzbank tritt Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter Mitte Januar vorzeitig zurück. Entgegen früheren Planungen wird der 55-Jährige auch nicht dem Vorstand des fusionierten Instituts angehören, teilten die beiden Frankfurter Großbanken mit. Walter wolle "auf diese Weise einen klaren und zügigeren Übergang der Verantwortlichkeiten ermöglichen", heißt es.
Nach Walters Abgang soll Commerzbank-Chef Martin Blessing, der die zweitgrößte deutsche Bank erst seit Mitte Mai führt, den Vorstandsvorsitz der Dresdner bis zur Verschmelzung beider Institute übernehmen. Dies soll dem Dresdner-Bank-Aufsichtsrat am 22. Dezember zur Beschlussfassung vorgeschlagen werden. Das Kontrollgremium der Dresdner Bank soll bis zur Verschmelzung Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller führen.
Wegen der Verschärfung der Finanzmarktkrise hatten sich die Commerzbank und die Dresdner-Bank-Mutter Allianz am 27. November auf einen beschleunigten Fahrplan für die größte Transaktion in der deutschen Finanzbranche seit sieben Jahren geeinigt.
Billige Großbank
Danach wird die Commerzbank die Dresdner schon im Januar komplett übernehmen. Abgeschlossen sein soll der Deal Ende März und nicht erst Ende 2009. Zudem kostet das Geschäft mit gut 5,1 Mrd. Euro nur etwas mehr als die Hälfte der zunächst kalkulierten rund 9,8 Mrd. Euro.
Der Commerzbank-Aufsichtsrat stimmte am Mittwoch in einer außerordentlichen Sitzung dem neuen Fahrplan zu. "Wir kommen mit der Integrationsvorbereitung weiter zügig voran und haben die Etappenziele für 2008 erreicht", erklärte Blessing in einer Mitteilung des Dax-Konzerns. Die Bank erwarte die Genehmigung der Behörden im Januar.
Kein Platz mehr
Bislang war vorgesehen, dass Walter als einziger aus dem Dresdner-Bank-Vorstand einen Platz in der Führungsebene der neuen Commerzbank bekommt und dort Marketing-Vorstand wird. Darauf verzichtet Walter nun und scheidet ganz aus der Bank aus, deren Chef der gebürtige Bayer seit März 2003 war. Walter wird den Angaben zufolge jedoch weiterhin die bisher für die Allianz-Gruppe ausgeübten Aufsichtsratsmandate bei internationalen Banken wahrnehmen.
Außer Walter und Stefan Jentzsch scheiden auch die Dresdner-Bank-Vorstände Andreas Georgi und Franz Herrlein bereits mit dem vollständigen Anteilserwerb durch die Commerzbank aus ihren Positionen aus.
Zehn Männer an der Spitze
Damit soll der Vorstand der Dresdner Bank künftig aus folgenden zehn Mitgliedern bestehen: Von Commerzbank-Seite Martin Blessing, Frank Annuscheit, Markus Beumer, Wolfgang Hartmann, Achim Kassow und Michael Reuther sowie von Dresdner-Bank-Seite Wulf Meier, Andree Moschner, Klaus Rosenfeld und Friedrich Wöbking.
Quelle: ntv.de