Abspaltung im Sommer? Dresdner belastet Allianz
09.05.2008, 11:35 UhrDie weltweite Finanzkrise hat die Allianz-Tochter Dresdner Bank in den ersten drei Monaten 2008 tief in die roten Zahlen gedrückt. Im ersten Quartal habe die Bank einen Verlust von 513 Mio. Euro verbucht, teilte die Allianz SE mit. Im Vorjahr hatte die Dresdner Bank im ersten Quartal noch einen Gewinn von 612 Mio. Euro eingefahren.
Die Allianz will die Aufspaltung ihrer Tochter Dresdner Bank bis Ende August unter Dach und Fach bringen. Für die Gründung der Gesellschaft für das Privat- und Firmenkundengeschäft (PCC) könne dann die Bilanz des Jahres 2007 als Grundlage dienen, sagte Vorstandsmitglied Helmut Perlet am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Für die Gründung einer eigenständigen Gesellschaft für die Investmentbank gebe es noch keinen Zeitplan. Die Allianz hatte Mitte März die Aufteilung der Banktochter in zwei "marktfähige" Institute beschlossen. Eine soll das Privat- und Firmenkundengeschäft umfassen, die andere das Kapitalmarktgeschäft und Investmentbanking.
Wegen der Finanzkrise wagt die Allianz keine Prognose für ihre mit Verlusten kämpfende Tochter Dresdner Bank. "Wir können nicht ausschließen, dass weitere Abschreibungen künftige Quartalsergebnisse beeinträchtigen", hieß es. Angesichts der Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung und der anhaltenden Preisschwankungen bei vielen strukturierten Anleihen sei eine genaue Prognose derzeit aber nicht möglich.
Die Dresdner Bank hat noch Wertpapiere in Höhe von knapp 1,9 Mrd. Euro im Handelsbuch, die als kritisch einzustufen sind. Hierzu gehören US-Hypothekenpapiere und strukturierte Anleiheprodukte (CDOs).
"Im gegenwärtigen Umfeld wird 2008 kein leichtes Jahr", erklärte der Münchener Konzern. Wann sich die Kurse an den Kreditmärkten stabilisierten, sei nicht abzusehen. Den Nettoverlust von 513 Mio. Euro führt die Dresdner Bank auf Abschreibungen auf diese Papiere in der Investmentbanking-Sparte Dresdner Kleinwort zurück.
Die Krise führte in den ersten drei Monaten zu neuen Wertberichtigungen auf forderungsbesicherte Papiere in Höhe von 845 Mio. Euro - insgesamt summieren sich die bisherigen Belastungen damit auf gut 2,3 Mrd. Euro. Die Deutsche Bank muss etwa doppelt soviel verschmerzen.
Abschied vom Renditeziel
Die Allianz bekräftigte angesichts der Verluste der Problemtochter, dass das Renditeziel für das Bankgeschäft von mindestens 15 Prozent bis 2009 nicht mehr erreichbar sei. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Ergebnisse in diesem und nächstem Jahr so gut ausfielen, dass der Rückstand aus 2007 kompensiert werde. "Für die Zukunft" werde eine solche Rendite auf das eingesetzte Risikokapital aber weiter angestrebt.
Die Dresdner Bank ist seit langem ein Bremsklotz für den Allianz-Konzern, der auch die mittelfristigen Gruppenziele wegen der Probleme der Tochter mittlerweile nur noch für schwer erreichbar hält. Analysten rechnen daher zunehmend damit, dass sich der Versicherer über kurz oder lang von dem Institut trennen wird. Dabei steht besonders das Privatkundengeschäft im Fokus potenzieller Interessenten, da die Bank hier weiter schwarze Zahlen schreibt. Die Allianz will diese Sparte in eine eigene Tochter auslagern. Für Dresdner Kleinwort rechnen Investmentbanker dagegen mit nur geringem Interesse.
Quelle: ntv.de