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Enel will auch Endesa E.on bleibt bei Angebot

Bei der geplanten Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa durch E.on hat der italienische Konkurrent Enel dem deutschen Unternehmen unerwartet eine neue Hürde in den Weg gestellt. Die Italiener erwarben für 4,1 Mrd. Euro ein Aktienpaket von zehn Prozent und kündigten am Mittwoch an, die Anteile möglicherweise bis auf 24,99 Prozent zu erhöhen. Durch den Einstieg könnten die E.on-Pläne torpediert werden, mindestens 50,1 Prozent des Aktienkapitals von Endesa zu erwerben. An der Börse war die E.on-Aktie mit mehr als vier Prozent der Tagesverlierer im Dax.

Insgesamt plant Enel kein eigenes Übernahmeangebot für Endesa. "Wir haben keine Pläne, das E.on-Angebot zu kontern. Wir haben dazu Erklärungen abgegeben, auf die ich Sie verweise", sagte Enel-Chef Fulvio Conti am Rande einer Energiekonferenz in Athen. Auf die Frage, ob Enel seinen Anteil auf 25 Prozent erhöhen werde, antwortete er: "Wir erwägen diese Option."

In einer kurzen Mitteilung bekräftigte der größte deutsche Energiekonzern indes seine Kaufpläne. E.ON halte unverändert an seinem Übernahmeangebot für Endesa fest, teilte das Unternehmen mit. Das unterbreitete Angebot richte sich an alle Aktionäre des spanischen Stromversorgers. E.on bietet den Anteilseignern einen Preis von 38,75 Euro je Aktie. Dies entspricht einem Gesamtwert von 41 Mrd. Euro für 100 Prozent des Endesa-Kapitals. Das Endesa-Management hatte die Offerte als fair bezeichnet, allerdings keine Annahmeempfehlung ausgesprochen.

Die Annahmefrist der E.on-Offerte läuft noch bis Ende März. Zuvor soll auf einer Hauptversammlung von Endesa die Stimmrechtsbeschränkung von 10 Prozent in den Statuten des Unternehmens aufgehoben werden. E.on-Chef Wulf Bernotat hatte die Änderung zu einer Vorbedingung für die Übernahme gemacht. Sollte Enel seine Anteile in den kommenden Wochen weiter bis auf knapp unter 25 Prozent erhöhen, käme das Unternehmen gemeinsam mit dem spanischen Mischkonzern Acciona, der den E.on-Zukauf in Spanien ablehnt, auf mehr als 46 Prozent.

Die spanische Presse sah in dem Schachzug der Italiener den Versuch, eine Übernahme von Endesa durch E.on zu verhindern. Kurz vor dem Bekanntwerden hatte der spanische Industrieminister Joan Clos in einem Radio-Interview gesagt, dass E.on bei Endesa nicht zum Zuge kommen und das Unternehmen in spanischer Hand bleiben würde.

Die Madrider Börsenaufsicht (CNMV) forderte Enel am Mittwoch auf, seine Pläne bei Endesa offen zu legen. Der italienische Konzern solle erklären, welche Haltung er zum E.on-Übernahmeangebot einnehme und ob er eine Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung bei Endesa unterstütze, wie sie von E.on verlangt werde, heißt es in einem CNMV-Schreiben.

Die Behörde bat Enel ferner um Auskunft darüber, ob das Unternehmen weitere Endesa-Anteile erwerben und ob es sich an der Konzernführung des spanischen Stromversorgers beteiligen wolle. Außerdem wollte die Börsenaufsicht wissen, wann und wo die Italiener die Anteile erworben haben und ob sie vorher zu anderen Großaktionären von Endesa Kontakt aufgenommen hatten.

Acciona, mit 21,03 Prozent der größte Endesa-Aktionär, teilte mit, von dem Einstieg Enels nichts gewusst zu haben. Der Mischkonzern wolle aber mit den Italienern Gespräche über deren Pläne für Endesa aufnehmen.

In Branchenkreisen wurde unterdessen über den unerwarteten Einstieg von Enel gerätselt. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es einen Deal zwischen der spanischen und italienischen Regierung gegeben habe, um E.on auszubremsen, hieß es. Dass Enel erst jetzt eingestiegen sei, könnte auch ein Hinweis darauf sein, "dass das Unternehmen versuchen werde, E.on zu erpressen", um sich Vorteile zu verschaffen, meinte der Versorger-Analyst Matthias Heck von der Privatbank Sal. Oppenheim.

Quelle: ntv.de

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