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Ärger mit französischer Justiz EADS-Manager üben Kritik

Das deutsche Top-Management des EADS-Konzerns verschärft seine offenen Angriffe auf die französische Justiz. Bezüglich der Ermittlungen in der Insider-Affäre sagte sagte EADS-Manager Andreas Sperl in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland: "Ich habe Zweifel an einem rechtsstaatlichen Verfahren. Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf zu erfahren, was da vor sich geht." Unter anderem prangerte er die Umstände an, unter denen die Manager in Frankreich verhört werden.

Sperl war bis Herbst 2006 Airbus-Finanzvorstand und ist jetzt Leiter der EADS-Tochter Elbe Flugzeugwerke in Dresden. Der 60-jährige musste Anfang Juli vor der Finanzpolizei in Paris aussagen. "Ich wurde als Zeuge geladen und erschien freiwillig, denn ich habe nichts zu verbergen. Unter einem fairen Verfahren hätte ich mir aber vorgestellt, dass ein Anwalt bei der Befragung anwesend sein kann, dass es fachkundige Übersetzer gibt und dass man menschenwürdig behandelt wird."

Sperl deutete an, dass die Finanzpolizei den in Frankreich möglichen Maximalrahmen für das Festsetzen und Befragen von Zeugen von 48 Stunden offensichtlich mutwillig voll ausreizt. "Die Haftbedingungen sind für einen freiwilligen Zeugen menschenunwürdig: Uhr, Gürtel und Brille werden abgenommen, in der Zelle gibt es keinen Tisch, nur eine verdreckte Matratze sowie nur eine Gemeinschaftstoilette." Sperl: "Man wird behandelt wie ein Schwerverbrecher." Der EADS-Manager: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, nach Recht und Gesetz gehandelt zu haben. Spätestens seit meiner eigenen Vernehmung durch die Finanzpolizei frage ich mich: Geht es wirklich um Aufklärung?" Ein Sprecher der Finanzpolizei wollte die Vorwürfe auf Anfrage der FTD nicht kommentieren.

Derartige öffentliche Kritik an der Justiz während eines laufenden Verfahrens ist höchst ungewöhnlich. Erst kürzlich hatte der deutsche Airbus-Chef Thomas Enders in Bezug auf das Verfahren von einem Schauprozess und schlechtem Theater gesprochen. Dass die deutschen EADS-Manager in dieser Form die Öffentlichkeit suchen, lässt auf ein tiefes Misstrauen hinsichtlich der Motive der französischen Justiz schließen. Insider auf der deutschen Konzernseite vermuten, dass die französische Justiz darauf abzielt, vor allem den Großaktionär Daimler und Airbus-Chef Enders zu schwächen. Sperl wollte sich zu diesen Vermutungen nicht äußern.

Quelle: ntv.de

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