A400M-Auslieferung EADS sieht keinen Termin
28.11.2008, 17:25 UhrDer bereits mehrfach verschobene Jungfernflug des EADS-Militärtransporters A400M rückt in immer weitere Ferne. EADS sieht sich außerstande, der Bundeswehr einen Termin für die Lieferung der 60 bestellten Transportflugzeuge A400M zu geben. Der Erstflug der Maschine wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, weil die neu entwickelten Triebwerke noch nicht einsatzfähig sind.
EADS könne keinen Zeitplan für die Auslieferung geben, so lange mit den Triebwerkherstellern kein verlässlicher Zeitplan für die vollständige Lieferung des Antriebssystems vereinbart worden sei, teilte EADS mit. Im Sommer hatte es geheißen, Frankreich soll im Frühjahr 2010 die erste A400M erhalten; die Bundeswehr 2011. Die europäische Rüstungsorganisation Occar geht laut einem Schreiben der Bundesregierung von einem Erstflug nicht vor Sommer 2009 aus. Insgesamt rechne Occar mit einem Lieferverzug von mindestens 18 Monaten.
Airbus-Chef Tom Enders hatte am Montag die Hoffnung geäußert, dass im Dezember ein Testflugzeug mit einem A400M-Triebwerk und drei Standardtriebwerken starten könne. Das Programm hat schon mehr als ein Jahr Verspätung. Ein Problem ist laut Airbus die Software zur Triebwerksteuerung. Aber auch die Ausstattung des Laderaums und die Navigationsanlage bereiten Kummer.
Die Kunden haben laut Vertrag Anspruch auf Entschädigung bei Verzögerungen. Die Bundesregierung beharre auf ihrem Entschädigungsanspruch und behalte sich ihr Kündigungsrecht bei einer Verzögerung von mehr als zehn Monaten vor, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP. Trotz der Schwierigkeiten mit dem Militärtransporter will die Regierung aber an der Beschaffung aller 60 geplanten A400M für die Bundeswehr festhalten. Airbus möchte umgekehrt die Kunden an den Mehrkosten beteiligen. Der Konzern hat schon 1,74 Mrd. Euro Rückstellungen wegen der A400M gebildet. Ende September hatte EADS den ursprünglich bereits für Januar 2008 geplanten Erstflug des A400M auf unbestimmte Zeit verschoben.
Bundesregierung wird hingehalten
Der EADS-Transporter soll bei der Bundeswehr die 40 Jahre alte Transalls ablösen. Das Verteidigungsministerium geht inzwischen aber davon aus, dass der erste der 60 A400M mit mindestens 18 Monaten Verzug und damit frühestens im April 2012 an die Bundeswehr ausgeliefert wird. Dass EADS das A400M-Programm aufgibt, davon geht das Ministerium derzeit nicht aus. Als die Occar 2003 insgesamt 180 Flugzeuge orderte, war dies Europas größter Rüstungsauftrag. In der Occar sind Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Belgien zusammengeschlossen. Die Organisation verwaltet gemeinsame Rüstungsprogramme dieser Länder.
Die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff kritisierte das Vorgehen des Verteidigungsministeriums. Die Bundesregierung werde seit Jahren von EADS hingehalten, sagte sie gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist fahrlässig, dass das Verteidigungsministerium trotz der derzeitigen Unsicherheit über den Zulauf des A400M und der Bedeutung des Lufttransports im Einsatz bisher keine Interims- oder Alternativlösungen geprüft hat." Nun räche sich, dass beim Lufttransport alles auf eine Karte gesetzt worden sei. Hoff erneuerte die Forderung, die Stückzahl beim A400M auf 49 zu reduzieren und einen Flottenmix zu schaffen mit Flugzeugen ober- und unterhalb des Leistungsspektrums des A400M.
Mehr Transparenz gefordert
Die Occar hat EADS nach Angaben der Bundesregierung zu mehr Transparenz aufgefordert, um Klarheit über das Projekt zu haben. "Dem Auftragnehmer wurde verdeutlicht, dass eine umfassende Unterrichtung zur Projektsituation unverzichtbare Grundlage für die weitere Projektfortführung ist", schreibt das Verteidigungsministerium in seiner Antwort auf die FDP-Anfrage. Unklar sei noch, welche Mehrkosten die Überbrückung des Lieferverzugs für Deutschland bedeuteten. Die Untersuchungen für eine längere Nutzungsdauer der Transall seien noch nicht abgeschlossen, erklärte das Ministerium dazu.
Auch für die Beschaffung anderer Transportflugzeuge gebe es keine konkreten Pläne. "Entsprechende Überlegungen befinden sich in der frühen Analysephase", erklärte das Ministerium. Ein Flottenmix mit einer reduzierten Anzahl von A400M sowie Flugzeugen mit einem geringeren Leistungsspektrum und angemieteten Lufttransportkapazitäten komme nicht in Frage.
Quelle: ntv.de