Sparen bis es quietscht EMI droht "faulen Künstlern"
31.12.2007, 12:38 UhrDer kriselnde britische Musikkonzern EMI verschärft seinen Sparkurs und könnte in diesem Jahr auch Jobs streichen. Die Verpflichtung neuer Künstler müsse nun direkt von einer Handvoll ranghoher Manager abgesegnet werden, auch Pläne für Marketing-Aktionen würden strenger unter die Lupe genommen, berichtete die "Financial Times" am Montag unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise.
Der neue EMI-Eigentümer, das Beteiligungsunternehmen Terra Firma des Investors Guy Hands, will bis 2012 die Marketing-Ausgaben um 28 Millionen Pfund kappen. 2008 sei auch ein Stellenabbau unter den weltweit 5500 Beschäftigten wahrscheinlich, hieß es.
Hands, der sich den britischen Traditionskonzern inklusive übernommener Schulden vier Milliarden Pfund kosten ließ, sieht sich angesichts rapide sinkender CD-Verkäufe zu einem rigorosen Sparkurs gezwungen, was ihn bei den hauseigenen Stars nicht populärer macht. Vor einigen Monaten drohte er "faulen Künstlern" den Rauswurf an. Die britische Band Radiohead, deren EMI-Vertrag im Herbst ohne eine Verlängerung auslief, warf ihm daraufhin in einem Interview vor, keine Ahnung vom Musikgeschäft zu haben.
Der "Financial Times" zufolge hatte Hands Radiohead einen neuen Vertrag mit lediglich drei Millionen Pfund statt der angeblich geforderten bis zu zehn Millionen geboten. Die Band sorgte im Herbst für Schlagzeilen, als sie ihr neues Album im Internet zum Download anbot und die Fans selbst über den Preis entscheiden ließ. Der kommerzielle Effekt des von Medien zunächst als revolutionär gefeierten Vorgehens blieb jedoch umstritten. Offizielle Angaben legte die Band nie vor. Inzwischen ist das Album "In Rainbows" bei einer anderen Musikfirma auch als gewöhnliche CD erschienen.
Der Konzern, bei dem Stars wie Robbie Williams und Coldplay unter Vertrag stehen, hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Vorsteuerverlust von 263,6 Millionen Pfund gemacht. 2007 hatten Musiker wie Ex-Beatle Paul McCartney das Label verlassen, auch Williams hatte angedeutet, nicht unbedingt bei EMI bleiben zu wollen.
Quelle: ntv.de