Datenaffäre wird Chefsache Ein Fall für Ackermann
26.05.2009, 12:44 UhrVorstandschef Ackermann stellt sich bei der Aufklärung der Datenaffäre bei der Deutschen Bank selbst an die Spitze der Untersuchung gestellt. Der Schweizer versprach den Aktionären eine volle Aufklärung der Affäre.
Vorstandschef Josef Ackermann macht die Aufklärung der Datenaffäre bei der Deutschen Bank zur Chefsache. "Ich habe mich selbst an die Spitze der Untersuchung gestellt", sagte der Manager auf der Hauptversammlung und äußerte sich damit erstmals öffentlich zu der möglichen Bespitzelung von Mitarbeitern. Der Schweizer versprach den gut 5000 anwesenden Aktionären in Frankfurt/Main eine volle Aufklärung der Affäre, deren Einzelheiten noch offen sind.
Aktionärsvertreter forderten personelle Konsequenzen, sollten die Ermittlungen ein Fehlverhalten ergeben. Ergebnisse der internen Untersuchungen und der Sonderprüfung der Finanzaufsicht BaFin dürften in einigen Wochen vorliegen. "Der Vorstand und ich, wir werden nicht nachlassen, bis die Sache aufgeklärt ist", betonte Ackermann, dessen Vertrag vor kurzem überraschend bis 2013 verlängert worden war. Die bislang vorliegenden Erkenntnisse zeigten, dass es kein systematisches Fehlverhalten in der Bank gegeben habe. Groß angelegte Durchleuchtungen von Daten hatten bei der Deutschen Bahn und der Deutschen Telekom zuletzt für Negativschlagzeilen gesorgt.
Null-Toleranz-Strategie
Bei der Deutschen Bank gehe es um wenige zeitlich weit zurückliegende Einzelfälle, betonte Ackermann. Die Untersuchungen gingen bis in die 1990er Jahre zurück. Die Vorfälle seien weder 2008 noch 2009 passiert. Weitere Details wollte der 61-Jährige unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen. Er bekräftigte aber, dass seine Bank in Fragen der Unternehmenskultur eine Null-Toleranz-Strategie verfolge: "Wann immer wir Verstöße jedweder Art feststellen, wird sofort und konsequent gehandelt, um eine Wiederholung zu verhindern."
Die Bank hatte Ende vergangener Woche Regelverstöße im Zusammenhang mit der Konzernsicherheit eingeräumt. Finanzkreisen zufolge sind auch hochrangige Bankmanager von einer möglichen Bespitzelungsaktion betroffen. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz forderte umfassende Klarheit über die Datenaffäre. Es müsse offengelegt werden, was Ackermann, seine Vorstandskollegen und Aufsichtsratschef Clemens Börsig von möglichen Spitzelaktionen gewusst hätten, sagte der Rechtsanwalt: "In wessen Verantwortung fällt ein etwaiger Bespitzelungsskandal?"
Börsig im Kreuzfeuer der Kritik

Clemens Börsig (l.) und Josef Ackermann demonstrieren ein herzliches Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und Vorstand.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Insgesamt spielte die gerade erst bekannt gewordene Affäre aber eine überraschend geringe Rolle in den Kommentaren der Aktionäre. Viel kritischer gingen die Anteilseigner mit Aufsichtsratschef Börsig und dessen Rolle bei der Suche nach einem Nachfolger für Ackermann ins Gericht. "Machen Sie Ihren Posten frei", forderte ein aufgebrachter Aktionär. Börsig hatte sich Finanzkreisen zufolge selbst als neuer Vorstandschef ins Spiel gebracht, scheiterte damit im April aber. Ackermanns Vertrag wurde schließlich verlängert.
In einem ungewöhnlichen Schritt stärkte der Aufsichtsrat seinem Vorsitzenden zu Beginn der Hauptversammlung demonstrativ den Rücken. Aufsichtsrat Tilman Todenhöfer verlas im Auftrag des Kontrollgremiums eine Stellungnahme, in der die Kritik an Börsig zurückgewiesen wird. Der Oberkontrolleur habe bei der Nachfolgesuche keine eigenen Ambitionen und Ziele verfolgt. Doch in der voll gepackten Frankfurter Festhalle blieb Börsig dennoch der Buhmann: "Durch Ihr unglückliches Vorgehen haben Sie selbst die Werkzeuge für Ihre eigene Demontage geliefert", monierte Nieding.
Quelle: ntv.de, wne/rts