"Moderater Abschluss" Einigung bei der Post
30.04.2008, 16:45 UhrAm Ende haben sie kurz vor Schluss doch noch einen Kompromiss hingekriegt: Die Deutsche Post hat mit Verdi einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen. Die zähen Verhandlungen fanden doch noch einen Abschluss, bevor der für den 2. Mai beschlossene Streik beginnen konnte.
Die Beschäftigten des ehemaligen Staatsbetriebs bekommen in diesem Jahr eine Gehaltserhöhung von vier Prozent und in 2009 nochmals einen Aufschlag von drei Prozent. Im Gegenzug werden die Beschäftigten pro Woche 50 Minuten länger. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 26 Monaten.
Die Eckpunkte der Einigung sind:
- 1. Bis 30. Juni 2011 werden betriebsbedingte Kündigungen weiter ausgeschlossen. - 2. Die reguläre Wochenarbeitszeit bleibt sowohl für die Tarifbeschäftigten wie für die Postbeamten bei 38,5 Stunden, bisher geltende Pausenzeiten werden aber gekürzt. - 3. Die Löhne sollen in zwei Schritten angehoben werden - zum 1. November 2008 um 4,0 Prozent und im Dezember 2009 noch einmal um 3,0 Prozent.
Die Post wertete die Einigung als "moderaten Abschluss". Beim Entgelt hatte Verdi eine Erhöhung um sieben Prozent für ein Jahr gefordert. Zu den Mehrkosten für das Personal wollte sich die Post nicht äußern.
Mit der Festschreibung der bisherigen Wochenarbeitszeit konnte Verdi eine vom Unternehmen angestrebte Erhöhung der Regelarbeitszeit verhindern. Dies war ein Hauptstreitpunkt bei den Verhandlungen. Verdi Verhandlungsführerin Andrea Kocsis war nicht bereit, die Post- Forderung nach einer Erhöhung der 38,5 Stunden-Woche zu akzeptieren. Die Post konnte dafür aber die Reduzierung bezahlter Pausenzeiten durchsetzen und sprach von einer "faktischen Mehrarbeit".
Nach Angaben des Unternehmens müssen die Beschäftigten bei gleicher tariflicher Bezahlung pro Woche künftig rund 50 Minuten Mehrarbeit leisten. Die von Verdi ursprünglich erhobene Forderung nach zehn zusätzlichen "Arbeitszeitverkürzungstagen" (Urlaubstagen) wurde wieder fallen gelassen. Sie war von Verdi für den Fall einer Verlängerung der Arbeitszeit der Beamten auf 41 Stunden verlangt worden. Für die eigenen Beamten wird die Post nun beim Bundesfinanzministerium eine Fortsetzung der Ausnahmeregelung beantragen, denn die übrigen Staatsdiener arbeiten 41 Stunden in der Woche.
Post-Personalvorstand Walter Scheurle, der die Verhandlungen für den Konzern führte, sprach von einem "tragfähigen Kompromiss" für beide Seiten. "Die langfristige Einigung ohne weiteren Arbeitskampf ist eine positive Nachricht für unsere Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre und gibt dem Unternehmen Planungssicherheit."
Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Tagen mit einer Urabstimmung über einen unbefristeten Streik bei der Post den Druck auf den Konzern weiter erhöht. 93,1 Prozent der Verdi-Mitglieder bei der Post sprachen sich der Gewerkschaft zufolge für Arbeitsniederlegungen aus. Sie war mit der Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn für die rund 130.000 Tarifangestellten bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, einen Kündigungsschutz bis 30. Juni 2011 und den Verzicht auf längere Arbeitszeiten in die Verhandlungen gegangen.
Quelle: ntv.de