Starke Umsatzeinbußen Einzelhändler leiden
01.04.2009, 08:26 UhrDie deutschen Einzelhändler haben im Februar die stärksten Umsatzeinbußen seit mehr als einem Jahr erlitten. Sie nahmen 5,3 Prozent weniger ein als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Das ist das größte Minus seit Dezember 2007", sagte ein Statistiker. Allerdings zählte der Februar diesmal einen Verkaufstag weniger.
Bereinigt um Preisschwankungen (real) fiel der Umsatz ebenfalls um 5,3 Prozent. Analysten hatten im Schnitt hier lediglich einen Rückgang um 1,4 Prozent erwartet. Auch im Vergleich zum Vormonat ging der reale Umsatz überraschend um 0,2 Prozent zurück. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet der Branchenverband HDE bestenfalls stagnierende Umsätze.
Die Geschäfte liefen in allen Bereichen des Einzelhandels schlecht. Der Internet- und Versandhandel verzeichnete den stärksten Einbruch. Hier sank der Umsatz um 8,4 Prozent im Vergleich zu Februar 2008. Der Lebensmittelhandel setzte 6,4 Prozent weniger um, Waren- und Kaufhäuser hatten 5,2 Prozent weniger in den Kassen. Der Handel mit Kosmetik, pharmazeutischen und medizinischen Produkten verzeichnete mit 1,2 Prozent den geringsten Umsatzrückgang.
"Tendenz nach unten"
Volkswirte sehen den Einzelhandel vor schwierigen Zeiten. "Die Tendenz zeigt eindeutig nach unten. Wenn wir die Zahlen inklusive der Autoverkäufe haben, werden wir wegen der Abwrackprämie sicherlich im Plus sein. Auf Dauer werden wir aber eine Umverteilung sehen, die Abwrackprämie dürfte die Einzelhandelsumsätze belasten", sagte Ralph Solveen von der Commerzbank. Auch in den kommenden Monaten würden die Einzelhandelsumsätze eher fallen. "Wir haben zwar die Entlastung von Seiten der Energiepreise, aber mehr und mehr wird die Schwäche des Arbeitsmarktes zum Tragen kommen. Deswegen denken wir, dass der private Verbrauch in diesem Jahr zurückgehen wird - trotz Abwrackprämie."
"Der Februar war erwartungsgemäß kein starker Monat für den Einzelhandel, weil die Rabattaktionen vom Jahresbeginn weitgehend ausgelaufen sind", sagte Sebastian Wanke von der Dekabank. Außerdem lenke die staatliche Abwrackprämie das Geld momentan in andere Kanäle. "Die Auto-Neuzulassungen der Privathaushalte zogen im Februar kräftig an. Die Schrottpresse macht zurzeit die Musik", so der Volkswirt. "Wir erwarten trotz der schwachen Einzelhandelszahlen, dass im ersten Quartal der private Konsum insgesamt aufgrund der stark gestiegenen Pkw-Käufe um etwa 0,4 Prozent gewachsen ist. Der Privatkonsum stützt derzeit die Konjunktur. Das wird er sicher nur kurzfristig tun, weil sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert."
"Auch wenn der Rückgang zum Vormonat noch vergleichsweise moderat ausgefallen ist, ist er ein Anzeichen dafür, dass die Verschrottungsprämie eine negative Auswirkung hat auf den Einzelhandel ohne Autos", sagte Andreas Rees von Unicredit. "Viele Verbraucher versuchen, die Verschrottungsprämie in Anspruch zu nehmen, und so bleibt wenig Geld für andere Produkte übrig. Insgesamt kann man sagen, dass die Konsumausgaben im ersten Quartal wegen der Prämie positiv ausfallen werden", ergänzte er. "Wir rechnen mit einem moderaten Anstieg. Aber es ist eine gespaltene Entwicklung, mit einem Autosektor, der sehr stark zulegt, und mit einem sonstigen Einzelhandel, der vor sich hindümpelt. Dieses Muster wird sich im Frühjahrsquartal fortsetzen. In der zweiten Jahreshälfte wird der Autoabsatz aber zurückgehen."
Quelle: ntv.de