Air France KLM winkt ab Elf Bieter für Alitalia
30.01.2007, 08:00 UhrItaliens Regierung hat bei ihrer Suche nach Käufern für die angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia mehr Interessenten als erwartet gefunden. Elf mögliche Bieter hätten ihr Interesse bekundet, teilte das italienische Finanzministerium am Montag mit. Darunter seien mehrere Finanzinvestoren wie die US-Firma Texas Pacific, außerdem die Investmentsparte der Bank Unicredit. Die als potenzieller Bieter gehandelte Fluglinie Air France KLM winkte dagegen ab. Die Bedingungen hätten nicht gestimmt, hieß es.
Wenige Stunden vor Ablauf der Bieterfrist hatte Alitalia eine weitere Hiobsbotschaft für Investoren parat: Für das abgelaufene Jahr schätzt der italienische Konzern den Verlust nun auf etwa 380 Mio. Euro und damit deutlich höher als die zuletzt erwarteten 221 Mio. Euro. Jeden Tag rutschte die Gesellschaft 2006 somit um eine weitere Mio. Euro in die roten Zahlen. An der Börse wurde die Nachricht am Montag indes gelassen aufgenommen: Die Aktie ging kaum verändert mit 1,09 Euro aus dem Handel. Vom nachbörslichen Handel wurden die Titel wegen der Mitteilung des Finanzministeriums über die Zahl der Interessenten ausgesetzt.
Dem Ministerium in Rom zufolge hat eine Gruppe um die Finanzinvestoren Management & Capitali und Cerberus Capital Management, ferner die Holding von Carlo Toto, dem Chef der italienischen Billigfluglinie Air One, Interesse an Alitalia bekundet. Zeitungsberichten zufolge wird Toto von der Bank Intesa Sanpaolo unterstützt. Nach eigenem Bekunden ist außerdem der bislang kaum in Erscheinung getretene Geschäftsmann Paolo Alazraki mit Unterstützung weiterer Investoren im Rennen. Texas Pacific teilte am Abend mit, am kompletten Regierungsanteil von 49,9 Prozent an Alitalia interessiert zu sein.
Der italienische Staat will angesichts der anhaltenden Verluste einen Großteil seines Alitalia-Pakets verkaufen, mindestens aber 30,1 Prozent an der nationalen Gesellschaft. Ein Käufer für diesen Anteil wäre auf Grund der gesetzlichen Bedingungen gezwungen, auch ein Gebot für den Gesamtkonzern vorzulegen. Ministerpräsident Romano Prodi sagte bei einem Besuch im äthiopischen Addis Abeba, er hoffe, dass sich aus den Interessenbekundungen auch konkrete Angebote ergäben.
Der Gewerkschaftsführer Fabrizio Solari sagte dagegen, die Interessenbekundungen seien "nicht so wichtig, da sie nicht bindend sind". Auch hätten die Bieter unterschiedliches Gewicht. "Ich glaube, der endgültige Käufer wird jemand sein, der nicht auf der Liste steht", fügte er hinzu. Branchenexperten haben erklärt, wegen der veralteten Flotte Alitalias, der immensen Kosten und arbeitsrechtlicher Streitigkeiten könnten Interessenten vor einem konkreten Angebot auf einen Zusammenbruch Alitalias warten. Möglicherweise zeigten sie zunächst nur Interesse, um Einblick in die Bücher zu bekommen.
Alitalia hatte zuletzt 2002 einen Gewinn erwirtschaftet. Für den jüngsten Verlust macht die Fluggesellschaft entgangene Erlöse in Folge von Streiks und die scharfe Konkurrenz von Billig-Fliegern verantwortlich. Zudem verwies sie auf gestiegene Treibstoffkosten.
Quelle: ntv.de