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"Quatsch und Provokation" Empörung über "Bildungsurlaub"

Der Industrie- und Handelskammertag ist mit seinem Vorschlag für mehr Weiterbildung im Urlaub bei Gewerkschaften und SPD auf entschiedene Ablehnung gestoßen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sprach von einer "Provokation". "Das ist absoluter Quatsch. Der Urlaub sollte für die Erholung da sein", sagte der Landesvorsitzende des DGB Baden-Württemberg, Rainer Bliesener, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die SPD- Bildungsexpertin Ulla Burchardt bezeichnete den Vorschlag als "Zumutung".

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, verteidigte seine Idee. Weiterbildung im Urlaub sei "eine Investition in die eigenen Fähigkeiten", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Je besser man ist, desto wertiger ist die Arbeitskraft im Unternehmen." Der Verband untermauert seine Forderung mit einer EU-Studie, wonach die Deutschen pro Jahr durchschnittlich 40 Urlaubs- und Feiertage haben und damit im europäischen Vergleich weit vorn liegen.

Bildung ist kein Vergnügen

Die SPD-Politikerin Burchardt forderte die Unternehmen in der "Frankfurter Rundschau" auf, ihrer Verantwortung für die Qualifizierung der Mitarbeiter selbst gerecht zu werden. Weiterbildung sei kein Privatvergnügen, sondern eine bislang vernachlässigte Aufgabe der Arbeitgeber. Vor allem die kleinen Firmen seien für die meisten Beschäftigten eine "Weiterbildungsfalle".

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) wird Weiterbildung in den Betrieben pro Jahr mit insgesamt 200 Mio. Euro gefördert. Davon seien bis Juli aber nur 5,4 Mio. Euro abgerufen worden, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker der "Frankfurter Rundschau".

Der SPD-Arbeitsmarktexperte Klaus Brandner sagte der "Passauer Neuen Presse", Arbeitsdichte und Produktivität seien in Deutschland so hoch, dass der Urlaub dringend zur Regeneration benötigt werde. SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler schlug DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben vor, mit gutem Beispiel voranzugehen und sich selbst fortzubilden. Wansleben selbst gab an, den letzten Urlaub zum Sprachtraining genutzt zu haben, in dem er fremdsprachige Literatur gelesen habe.

Quelle: ntv.de

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