Probleme mit A400M Enders nun Airbus-Chef
27.08.2007, 09:13 UhrMit dem Antritt von Thomas Enders als Airbus-Chef ist am Montag die Konflikt reiche Epoche der deutsch-französischen Doppelspitze des Flugtechnikkonzerns EADS zu Ende gegangen. Die EADS-Führung übernahm der Franzose Louis Gallois, der bisher gemeinsam mit Enders den Gesamtkonzern geleitet hatte und gleichzeitig Airbus-Chef gewesen war. Enders und Gallois versprachen, das Unternehmensinteresse an erste Stelle zu setzen und das nationale Denken zu überwinden. Am Dienstag will Enders Vertreter der französischen Gewerkschaften treffen, die Vorbehalte gegen seine Ernennung hatten.
"Wir müssen eine voll integrierte, effizientere "neue Airbus" bauen, die stark in Europa verwurzelt ist, aber die weltweit verfügbaren Technologien, Fähigkeiten und Talente nutzt, um unseren Kunden besser dienen zu können", sagte Enders. Gallois erklärte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", er wolle nicht "der französische CEO (Vorstandschef) von EADS sein, sondern der CEO von EADS". Es gehe nicht um Nationalitäten. "Wir sitzen alle im gleichen Boot; wenn wir Erfolg haben, dann zusammen, wenn wir sinken, dann zusammen".
Die Abschaffung der EADS-Doppelspitze war am 16. Juli gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy vereinbart worden. Dabei wurde auch festgelegt, dass der Deutsche Rüdiger Grube im Oktober alleiniger Verwaltungsratschef wird. Mit Gallois wird künftig nur ein einziger Manager (statt vier) dem Verwaltungsrat angehören, der damit eine Art Aufsichtsrat wird.
Mit der Abschaffung der Doppelspitze ist der deutsch-französische Personalstreit aber nicht zu Ende: Die Franzosen drängen darauf, neben Enders auch dessen Stellvertreter Fabrice Bregier in den EADS-Vorstand zu hieven. Ungeklärt ist, von wann die formal fünfjährige Amtszeit der neuen Führung zählen soll. Entgegen den Äußerungen Merkels und Sarkozys ist zudem offen, ob es anschließend eine deutsch-französische Rotation der Spitzenposten gibt. Grube sagte der Wirtschaftszeitung "Les Echos" (Montag): "Es ist eine Möglichkeit. Aber es ist nicht in Stein gemeißelt."
A400M kommt später
Der neue Militärtransporter Airbus A400M entwickelt sich immer mehr zum Sorgenkind des Flugzeugherstellers. Nach kostspieligen Lieferverzögerungen beim A380 wird Airbus wohl auch den Auslieferungsplan des A400M nicht einhalten können. "Es sieht so aus, dass der Erstauslieferungstermin Ende 2009 verschoben wird", sagte Louis Gallois, der die Airbus-Mutter EADS ab Montag allein führt.
Eine Entscheidung über den Fortgang des 18 Milliarden Euro teuren Projekts solle in den kommenden zwei Monaten fallen, so Gallois. Airbus hatte bereits eingeräumt, dass die Produktion des Militärflugzeugs in Spanien drei Monate später aufgenommen wird als geplant, und den Erstflug auf Sommer 2008 verschoben.
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien haben 180 Maschinen bestellt. Das Militärflugzeug wird von vier Propellertriebwerken angetrieben, die zu den größten ihrer Art gehören. Airbus hatte eingeräumt, dass es Probleme bei der Aufhängung der Triebwerke gab. Beim A380 hatte der Einbau der umfangreichen Verkabelung zu Lieferverzögerungen von zwei Jahren geführt und den Flugzeugbauer in die roten Zahlen getrieben. Der EADS-Chef gab sich zuversichtlich, den letzten Auslieferungsplan für den A380 einhalten zu können. Der erste Doppeldecker soll am 15. Oktober an Singapore Airlines übergeben werden. Im kommenden Jahr will Airbus 13 Stück ausliefern, 25 im Jahr 2009 und ab 2010 jährlich 45 Flugzeuge.
Quelle: ntv.de