Rußfilter-Hersteller im Visier Ermittlungen gegen GAT
21.11.2007, 16:34 UhrDer Gladbecker Rußfilter-Hersteller GAT ist wegen möglicher Manipulationen bei der Genehmigung von Nachrüst-Filtern für Diesel-Pkw ins Visier der Justiz geraten. "Wir haben Ermittlungen wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung aufgenommen", bestätigte der Essener Oberstaatsanwalt Willi Kassenböhmer am Mittwoch. Seine Behörde gehe einer Strafanzeige des Kraftfahrtbundesamts (KBA) nach. Das Amt hatte zuvor schon die Betriebserlaubnis für Nachrüstfilter der Firmen GAT, Bosal und Tenneco zurückgezogen. GAT wird verdächtigt, in den Zulassungs- Anträgen falsche Angaben zur Filterleistung gemacht zu haben.
Wann mit ersten Ermittlungsergebnissen zu rechnen ist, konnte Kassenböhmer noch nicht sagen. "Die Akten sind derzeit außer Haus." Auch ein Sprecher des KBA verwies auf das "schwebende Verfahren". Das beschuldigte Unternehmen konnte die Vorhaltungen in einer ersten Stellungnahme nicht nachvollziehen. "Bewusst falsche Werte in den Antragsunterlagen sind uns nicht bekannt", sagte ein Sprecher. Die Vorwürfe müssten zunächst hausintern geprüft werden. "Aber das Ganze ist für uns schon eine bedrohliche Lage." Die möglichen Einnahmeausfälle könnten bis zu 25 Millionen Euro betragen.
GAT räumte am Mittwoch ein, dass es bei der Beantragung von Betriebsgenehmigungen zu "formalen Fehlern" gekommen sei. Die Deutsche Umwelthilfe hatte GAT vorgeworfen, Änderungen an den Filtern nachträglich vorgenommen zu haben, ohne dies zu dem KBA melden. Statt der erhofften Verbesserung habe die Filterleistung jedoch abgenommen. "Einige Nachmeldungen sind wohl versäumt worden", sagte der GAT- Sprecher. "Doch wir kennen leider noch nicht alle Details."
Zehntausende Autos mit GAT-Systemen
Umweltsch ützer hatten seit langem auf eine Nachprüfung der Filter gedrungen. Tests im Auftrag des KBA ergaben, dass einige Geräte die gesetzlich vorgeschriebene Reinigungsquote von 30 Prozent der Partikelmenge nicht erfüllten. Nach Angaben der Flensburger Behörde wurden bundesweit rund 40.000 Fahrzeuge mit GAT-Systemen ausgerüstet. Am 11. Oktober ließ die Firma die Genehmigung für zunächst fünf Typen löschen. Als Grund wurden "Unstimmigkeiten bei der Vorlage der Antragsunterlagen" genannt. "Am gleichen Tag haben wir den Vertrieb für sämtliche Systeme gestoppt", sagte der GAT-Sprecher.
Das Unternehmen hatte am Montag sieben weitere Genehmigungen in Flensburg zurückziehen lassen. Auch die Konkurrenten Tenneco und Bosal übersandten inzwischen Löschungsanträge für insgesamt neun Typen. Vier der Tenneco-Fabrikate sollen baugleich mit den beanstandeten Produkten sein. Nach Einschätzung von Branchenkennern gehört GAT zusammen mit den Marktführern HJS und Twintec zu den drei führenden Herstellern von Rußpartikelfiltern in Deutschland.
Autofahrer, die ihren Wagen mit einem fehlerhaften Rußfilter nachgerüstet haben, können laut ADAC einen Austausch verlangen. Die Betriebserlaubnis für bereits eingebaute Geräte erlöscht den Angaben zufolge jedoch nicht. Nach Informationen der Zeitschrift "Auto Bild" ist ein Ausbau aber zu empfehlen, wenn Verbraucher den Steuerbonus der Umweltplakette in Höhe von 330 Euro weiterhin nutzen wollen.
Quelle: ntv.de