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"Reiner Verschiebebahnhof" Etikettentricks bei Ökostrom

Die Verbraucherzentralen und führende Energie-Experten haben die Praxis kritisiert, Atom- oder Kohlestrom durch den Handel mit Ökozertifikaten in Ökoenergie umzuetikettieren. Wie der "Spiegel" berichtet, ist die Grundlage das "Renewable Energy Certificate System" (RECS), das in etlichen europäischen Ländern einen für Stromkunden wenig transparenten Tausch ermöglicht: Ein Stromversorger kauft Strom an der Börse, etwa aus dem AKW Krümmel, beispielsweise für 7 Cent je Kilowattstunde. Den veredelt er dann für 0,05 Cent mit einem Öko-Zertifikat eines norwegischen Wasserkraftwerks. Dessen Betreiber muss die entsprechende Menge seines Ökostroms in konventionellen umetikettieren - im Gegenzug darf der deutsche Versorger seinen Graustrom als Ökostrom verkaufen.

Als "reinen Verschiebebahnhof" bezeichnete Thorsten Kasper vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) diesen legalen Trick. "Eine Täuschung des Verbrauchers", sagt Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes dazu. Derjenige Stromkunde, der meine, für sein Geld würden neue Windräder oder Solaranlagen installiert, werde getäuscht. "Tatsächlich landet sein Geld größtenteils beim Atom- oder Kohlekraftwerksbetreiber."

Womöglich werde mit dem grünen Label auch noch die nächste Preiserhöhung kaschiert. Ökologisch ausgerichtete Verbraucher sollten deshalb bei ihren Anbietern unbedingt nachfragen, welcher konkrete zusätzliche Umweltnutzen entstehe, rät Leprich.

Quelle: ntv.de

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