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Stärker als erwartet Exporte brechen ein

Die deutschen Exporte sind im Januar so stark eingebrochen wie seit 16 Jahren nicht mehr. Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 66,6 Mrd. Euro ins Ausland und damit 20,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Januar 1993 mit minus 21,4 Prozent", sagte ein Statistiker. Die Exporte waren bereits im November und Dezember drastisch zurückgegangen - um 12,2 und um 7,9 Prozent.

Die Exporte gingen kalender- und saisonbereinigt um 4,4 Prozent im Vergleich zum Dezember zurück. Das war bereits das vierte Minus in Folge. Experten hatten im Vorfeld einen Rückgang von vier Prozent vorausgesagt. Die Einfuhren nahmen um 0,8 Prozent im Vergleich zum Dezember ab. Insgesamt wurden Waren im Wert von 58,1 Mrd. Euro importiert. Das waren 12,9 Prozent weniger als im Januar 2008.

Wegen der weltweiten Nachfrageflaute rechnet der Exportverband BGA für 2009 mit einem Umsatzrückgang von bis zu acht Prozent. Es wäre das erste Minus seit 1993 und das größte seit Gründung der Bundesrepublik 1949.


Exportschwäche zieht sich hin

"Die Story ist klar", sagte Volkswirt Sebastian Wanke von der Dekabank. "Im Herbst ist der Welthandel kollabiert, und die Folgen dieses Schocks fühlen wir natürlich immer noch. Gleichzeitig zeigen uns diese Daten auch, dass die Schwäche, der wir uns gegenübersehen, vor allem aus dem Ausland kommt, denn die Importe gehen zumindest nicht so stark zurück wie die Exporte. Die Zahlen deuten darauf hin, dass das erste Quartal wieder sehr schlecht sein wird, wir erwarten einen Rückgang um 1,5 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2008", erläuterte Wanke. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir schon im zweiten Quartal eine Beruhigung dieser Abwärtsdynamik sehen werden."

"Die Außenwirtschaft ist ein starker Belastungsfaktor für die Konjunktur in diesem Jahr", sagte Lothar Hessler von HSBC Trinkaus. "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Zahl zweistelliger Milliardenüberschüsse in der Handelsbilanz erst einmal vorbei ist. Wenn die Konjunkturpakete greifen, könnte sich die Weltkonjunktur am Jahresende etwas stabilisieren. Aber die Basis für einen nachhaltigen Exportaufschwung wird damit noch nicht gelegt. Die Exportschwäche zieht sich bis 2010 hin."

"Das sind massive Einbrüche in der Exportaktivität der deutschen Wirtschaft. Was sich bei den Aufträgen angebahnt hat, ist nun eingetreten", so Torsten Polleit von Barclays Capital. "Der Außenhandel ist eine deutliche Bremse für die Konjunktur im ersten Quartal. Da ist noch kein Boden in Sicht. Es ist sogar zu befürchten, dass die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn noch stärker schrumpft als im vierten Quartal mit 2,1 Prozent. Deutschland ist stark integriert in die Weltwirtschaft. Lange haben wir von dem Kreditboom profitiert. Jetzt trocknen die Kredite aus. Das schlägt auf uns zurück."

EU wichtigster Markt

Wichtigster Absatzmarkt für deutsche Unternehmen waren auch zum Beginn dieses Jahres die Staaten der Europäischen Union. In die EU-Mitgliedsländer wurden im Januar Waren im Wert von 43,9 Mrd. Euro versandt, was einem Rückgang von 18,7 Prozent entspricht. Die Einfuhren gingen um 13,8 Prozent auf 36,7 Mrd. Euro zurück.

Mit dem stärksten Einbruch bei den Exporten seit 16 Jahren bestätige sich die Befürchtung, die sich durch die schlechte Auftragslage der vergangenen Monate bereits angedeutet habe, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. Für die zweite Jahreshälfte 2009 erhoffe sich der Verband, "dass die weltweiten Konjunkturprogramme greifen und Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein wird." Börner appellierte an die Staaten, angesichts der Krise nicht in eine "Protektionismusspirale" einzutreten. Dies würde die Weltwirtschaft "endgültig zum Erliegen bringen", erklärte Börner.

Quelle: ntv.de

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